Die Geschichte wiederholt sich. Wie schon im Jahr 2012 muss der VfB Stuttgart auch 2013 einen Verlust notieren: 3,1 Millionen Euro – und das hat Folgen.

Stuttgart - Stuttgart - Einmal im Jahr hat Ulrich Ruf seinen Auftritt. Dann marschiert er auf der Mitgliederversammlung ans Rednerpult und liefert seinen Rechenschaftsbericht ab. Das muss er machen, laut Satzung. Wenn es nach ihm ginge, könnte er aber darauf verzichten. Der Finanzdirektor steht nicht gerne im Mittelpunkt, selbst in den guten Zeiten nicht, als der VfB Stuttgart schwarze Zahlen geschrieben hat – aber noch weniger jetzt, da diese Zahlen so dunkelrot wie die Vereinsfarbe sind. Wie 2012 wurde auch 2013 mit einem Minus abgeschlossen. Es ist zwar nicht mehr so hoch wie 2012 mit 9,7 Millionen Euro, doch mit 3,1 Millionen Euro immer noch hoch genug. Das ist unerfreulich für Ruf, der dieses Mal jedoch wenigstens mit einem blauen Auge davonkommt – aber nur knapp.

 

Denn lange hat es so ausgesehen, als müsse Ruf erneut einen Verlust in einer ähnlichen Dimension wie im Juli 2012 verkraften – aus mehreren Gründen. Erstens blieb die fest einkalkulierte Einnahme aus der Europa League aus, weil die Mannschaft schon in der Qualifikation an Rijeka scheiterte. Drei Millionen Euro fehlten. Zweitens kamen unerwartete Ausgaben mit der Abfindung des alten Trainergespanns um Bruno Labbadia hinzu. Drei Millionen Euro fehlten. Drittens wurde das letzte Heimspiel 2013 gegen den FC Bayern auf Januar 2014 verlegt. 2,5 Millionen Euro fehlten. Und viertens brachte der Transfer von Serdar Tasci zu Spartak Moskau nur 3,3 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro fehlten. In der Summe sind das mehr als zehn Millionen Euro, die fehlten – ein Betrag, der durch zusätzliche Gelder speziell im Marketing und Merchandising auf 3,1 Millionen Euro reduziert werden konnte.

Tascis Fall zeigt: der VfB ist auf Transfererlöse angewiesen

An diesen 3,1 Millionen ist also namentlich auch Tasci schuldig. Sein Fall zeigt, dass der VfB auf Transfererlöse angewiesen ist, um nicht noch tiefer in die dunkelroten Zahlen zu rutschen. Das ist auch in diesem Sommer so, da Spielerverkäufe bis zum 31. August möglich sind. Für „unpopulär, aber für erforderlich“, hält Ruf das. Dumm nur, dass gerade nicht mehr viele Profis unter Vertrag sind, die eine schöne Ablöse versprechen. Eigentlich sind es nur drei: Vedad Ibisevic, Timo Werner und Antonio Rüdiger, für den Angebote des FC Porto und von West Ham United vorliegen (die StZ berichtete). „Wir haben einen Plan – sowohl was Zugänge als auch was Abgänge betrifft“, sagt Bernd Wahler.

Auf Dauer ist es für den Präsidenten und seinen Finanzchef allerdings nicht nur unpopulär, sondern auch sehr unbefriedigend, aus wirtschaftlichen Zwängen immer die besten Leute abgeben zu müssen, um Löcher im Haushalt zu stopfen. Alleine das sei wie im Übrigen der gesamte Rechenschaftsbericht 2013 ein klares Argument für die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein, sagt Wahler, der für die Umsetzung aber auf einer Mitgliederversammlung eine satte Mehrheit von 75 Prozent braucht. Viele Fans sind skeptisch, weil sie befürchten, dass ihr Club dann von Investoren regiert wird. Deshalb soll das Projekt auch frühestens im Frühling 2015 auf einer außerordentlichen Mitliederversammlung zur Abstimmung gebracht werden.

Gespräche mit möglichen strategischen Partnern

Bis dahin laufen Gespräche mit potenziellen strategischen Partnern weiter, die den Betrieb finanzieren sollen. Wer die Wunschsponsoren sind, wird beim Blick auf die Besetzung des künftigen Aufsichtsrats deutlich. Da sitzen Vertreter von Kärcher, Würth, Gazi und Mercedes-Benz drin. Bei dem Autobauer geht es nach StZ-Informationen um eine Einlage von 35 Millionen Euro. Aber das ist erst der nächste oder übernächste Schritt. Zuvor muss die Ausgliederung her – und da zuvor sollte zumindest ein Spieler verkauft werden. Sonst wird es in einem Jahr wieder schwer für Ruf – aus den bekannten Gründen.