Der Forstamtsleiter Hagen Dilling hat in der Mitgliederversammlung des Sonnenberg-Vereins über die Baumfällarbeiten im Haldenwald Bericht erstattet. Mit den Erklärungen sind nicht alle zufrieden.

Sonnenberg - Hagen Dilling hat Antworten und eine Einladung mitgebracht. Bis er diese präsentieren konnte, verging allerdings eine Weile. Der Tagesordnungspunkt Haldenwald kam erst an sechster Stelle bei der Mitgliederversammlung des Sonnenberg-Vereins am Mittwochabend im evangelischen Gemeindezentrum. Gegen halb zehn präsentierte Hellmut Wagner, der an diesem Abend zum neuen Vizevorsitzenden gewählt worden ist, zunächst einige Fotos vom Haldenwald – ältere und zum Vergleich aktuelle Bilder, mit Stämmen am Wegesrand und mit zerfurchten, matschigen Wegen.

 

Schutz der Tierwelt wichtiger als Bewirtschaftung und Profit

„Wir haben mindestens 1560 gefällte Bäume gezählt. Das hat Bestürzung, Ärger und Wut hervorgerufen“, sagte er. Der Erholungsraum für die Menschen sei beeinträchtigt und die Natur erleide einen Verlust an Lebensraum. „In solch einem Umfang und so massiv habe ich das in 40 Jahren nicht gesehen“, kritisierte Wagner. Der Sonnenberg-Verein stelle daher einige Forderungen: Alte Bäume sollen erhalten und Habitatbäume sowie Waldrefugien eingerichtet werden. Zudem sollen Maßnahmen schonender gestaltet werden und die Lebensqualität der Bürger sowie den Schutz der Tierwelt solle man höher stellen als Bewirtschaftung und Profit.

Bevor er auf den Haldenwald eingehe, wolle er zunächst eine grundsätzliche Anmerkung machen, sagte Dilling im Anschluss. „Wenn wir fällen, tun wir das zumeist nicht, weil die Bäume krank oder verkehrsgefährdend sind. Den größten Teil fällen wir zur natürlichen Durchforstung des Waldes“, erklärte der Leiter der Abteilung Forst beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Die große Maßnahme im Haldenwald resultiere aus einer Umstellung. „Wir haben vermehrt Kritik erhalten, dass wir zu oft in die gleichen Gebiete kommen. Daher haben wir beschlossen, jeweils größere Flächen zu schlagen und dann fünf bis sieben Jahre nicht mehr zu kommen“, erläuterte er. Der Eindruck täusche also; bezogen auf die Fläche habe man im Haldenwald sogar weniger Bäume entnommen, als für das Jahrzehnt geplant.

Wegsanierung soll im Sommer abgeschlossen werden

Dass die Arbeiten so lange andauerten, das sei jedoch „nicht ansatzweise so von uns geplant gewesen. Aber es kam einfach kein Frost“, so Dilling weiter. Man habe die für das schwere Gerät vorgesehenen Pfade nicht befahren, um den Boden zu schonen, und habe Bäume aufwendig herausseilen müssen. „Die Wegesanierung wäre eigentlich schon fertig. Das können wir aber jetzt nicht abschließen, weil die Amphibienwanderung bereits begonnen hat.“ Im Sommer werde man den Rest erledigen.

Der Vereinsvorsitzende Stephan Bischoff wollte wissen, warum man in der Mehrzahl gesunde Bäume fälle. Die Antwort sei simpel, so Dilling. „Unsere Wälder sind überwiegend bewirtschaftet. Ihre Einladung für heute Abend ist aus Papier, der Stuhl, auf dem Sie sitzen, ist aus Holz und jeden Tag freuen sie sich, dass auf Ihrer Klopapierrolle weiches Papier ist“, verdeutlichte er. „Wir leben mit Holz. Deswegen sind die Wälder bewirtschaftet.“

Lehren aus dem Winter ziehen

Die anschließenden Wortmeldungen der Vereinsmitglieder zeugten von Uneinigkeit: „Der Wald wird reduziert auf eine Holzfabrik“, „Die Bäume sind völlig dilettantisch herausgehauen worden“, „In fünf oder zehn Jahren wächst keine Eiche, es ist nur Gestrüpp übrig“, ließen einige verlauten. Andere sprachen sich für Dilling aus: „Ich finde die Argumentation schlüssig und einleuchtend“, sagte ein Vereinsmitglied. Günther Franz, der ebenfalls einen offenen Brief an OB Kuhn geschrieben hatte, zeigte sich weiterhin tief enttäuscht: „Ich kenne meinen Wald nicht mehr. Meine ganzen Piepmätze sind verschwunden.“

Bischoff empfahl, wieder zur alten Vorgehensweise zurückzukehren. „Sie haben ja jetzt gesehen, dass Sie mit nicht erwarteten Problemen zu kämpfen hatten.“ Er nehme die genannten Anregungen mit, sagte Dilling. Auch werde man Lehren aus diesem Winter ziehen und zukünftig so vorgehen, dass man auch ohne Frosttage zurechtkomme, versprach er. Um zu zeigen, dass man in der Relation nicht mehr Bäume gefällt habe, sprach Dilling zudem eine Einladung zu einem Rundgang vor Ort im Mai oder Juni aus. „Ich hoffe, möglichst viele von Ihnen dort zu treffen. Dann können Sie beurteilen, ob der Wald sich zur Erholung nun besser oder schlechter eignet als vor der Durchforstung“, sagte er.