Der Straßenverkehr dürfte in den meisten Großstädten gleichermaßen laut sein. Aber bei anderen Geräuschen gibt es Unterschiede. Bei der Aktion „Stadtklang 2015“ können alle Interessierten typische Geräusche aus ihrer Stadt hochladen.

Stuttgart - Die Geräusche der Umgebung nimmt man oft gar nicht mehr wahr. Den Lärm der Autos und die ratternde Bahn können die meisten Menschen ausblenden, wenn die Geräusche zum Alltag gehören. Allerdings kann Lärm den Menschen krank machen, auch wenn er unbewusst bleibt: So haben Studien ergeben, dass andauernder Krach das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöht. Bei Frauen steigt zudem die Gefahr depressiv zu werden, und bei Kindern ist die Lernfähigkeit bei andauerndem Lärm herabgesetzt. Doch es gibt auch Geräusche, die beruhigend wirken, wie der plätschernde Bach oder der Wind, der durch die Blätter des Waldes rauscht.

 

Die Geräuschkulisse einer Stadt ist anders als die eines Dorfes auf dem Land. Und jede Stadt unterscheidet sich von den anderen mit ihren für sie typischen Geräuschen. Wie unsere Städte klingen, möchten nun die Veranstalter des „Wissenschaftsjahrs 2015 – Zukunftsstadt“ in einem mehrwöchigen Experiment herausfinden. Mit dieser Aktion möchte das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Thema der Stadtakustik in das Bewusstsein rücken. Auch die typischen Geräusche von Stuttgart sollen in diesem Experiment erfasst werden. Ab sofort können alle interessierten Bürger mit dem Smartphone, dem Tablet, dem Rechner oder einem anderen Aufnahmegerät typische Stuttgarter Geräusche aufnehmen und auf die Seite der Aktion www.stadtklang2015.de hochladen. Die Aktion dauert zehn Wochen, und man kann immer wieder nachschauen, welche neuen Klänge aus Stuttgart hochgeladen wurden – um sich etwa die typischen Stuttgarter Geräusche wie das Glockenspiel im Rathausturm oder den Start der Zacke anzuhören. Andere Stadtklänge, wie etwa anfahrende Autos an einer Ampel oder lärmende Kinder in einem überfüllten Freibad, dürften sich hingegen kaum von denen in Berlin oder München unterscheiden.

Wie wichtig Geräusche für das Wohlbefinden in einer Stadt sind, wird derzeit international erforscht. Diese Arbeiten dienen auch dazu, in Zukunft Großstädte zu planen, in denen die Geräuschkulisse für die Menschen einigermaßen erträglich ist. Denn lärmgestresste Großstädter leiden nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Psychische Erkrankungen findet man in der Stadt sehr viel häufiger als auf dem Land. Dabei haben Kinder, die in einer Großstadt geboren wurden und dort auch aufgewachsen sind, ein höheres Risiko für ein psychisches Leiden im Vergleich zu Landkindern. Warum dies so ist, muss noch erforscht werden. Denn zusätzlich zu ständigem Lärm in der Großstadt könnten auch die Umweltverschmutzung und die fehlenden Grünflächen im städtischen Raum eine Rolle spielen.