Seit 20 Jahren bestimmt die Jugend in Göppingen mit und hat gestandene Politiker wie den Bundestagsabgeordneten und Landesvorsitzenden der Grünen, Christian Kühn, hervorgebracht. Das Jubiläum ist jetzt gefeiert worden.

Göppingen - Na gut, es war nicht alles spektakulär, was wir im ersten Jugendgemeinderat in Göppingen gemacht haben“, räumt Christian Kühn ein. 1995 ist der heutige Tübinger Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Grünen als 16-jähriger Realschüler in den ersten Göppinger Jugendgemeinderat eingezogen. Bewegt hat er in seiner zweijährigen Amtszeit die Aufstellung eines Basketballkorbs, einer Halfpipe und ein Konzert gegen Rechts.

 

Vorreiter in Sachen Mitbestimmung

Nicht alle der rund 200 Göppinger Jugendräte der vergangenen 20 Jahre waren mit Nachtbussen, Stadtoasen, der Erhaltung des Bandhauses oder Benefizveranstaltungen beschäftigt. Manche Amtsperioden waren von der Einführung der ersten Bar mit alkoholfreien Cocktails auf dem Stadtfest geprägt oder vom verzweifelten Bemühen, Kanidaten für den nachfolgenden Jugendgemeinderat aufzutreiben.

Doch die Göppinger waren, wenn auch nicht die ersten, so doch noch Vorreiter der Mitbestimmung Jugendlicher in der Kommunalpolitik. Zuletzt mischten die Jugendräte sogar recht erfolgreich mit, als sie mit einem flammenden Plädoyer vor dem Gremium der Erwachsenen für die Erhaltung der Chapel als kulturellen Veranstaltungsort eintraten. 20 Jahre, dass sei ein Grund zum Feiern, meinte auch der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till. 20 Jahre seien für Jugendliche ein lange Zeit.

Gestandene Politprofis rekrutiert

So hatten sich am Freitagabend zur Feierstunde im Rathaus mehr als 60 Gäste eingefunden, darunter einige ehemalige Jugendgemeinderäte, allen voran Christian Kühn. Es sei schon etwas besonderes, wenn Jugendliche mitmischen dürften, befand er, und für ihn sei dieser erste intensive Kontakt mit der Politik prägend gewesen.

Immerhin erfüllt der Göppinger Jugendgemeinderat auch eine gewisse Rekrutierungsaufgabe für sogenannte Mitbestimmer. Dem 1995er-Auftaktgremium sind mit dem CDU-Regional- und Stadtrat Jan Tielesch, dem Stadtrat Stefan Horn (Freie Wähler) und weiteren einige Politiker und Politikexperten entsprossen. Seinen heutigen Nachfolgern sprach Christian Kühn nicht nur Mut zu, sondern lud sie auch spontan nach Berlin ein, damit sie auch mal im hohen Haus Politikluft schnuppern dürften. Den Jugendgemeinderat sieht er damals wie heute als einen Ort, an dem Jugendliche direkt auf die Kommunalpolitik Einfluss nehmen könnten. Ähnlich gut hat Tobias Weishaupt seine beiden Amtszeiten als Jugendgemeinderat in den Jahren 2006 bis 2010 in Erinnerung. Der 23-jährige Jurastudent sieht das Nachwuchsgremium als eine auf Jugendliche zugeschnittene Möglichkeit zu erfahren, wie Politik funktioniert.

Ein Plädoyer für die Beteiligung

Für Jule Heil, eine amtierende Jugendgemeinderätin, bietet das Gremium eine Chance, die Interessen der Jugendlichen zu vertreten, ohne dass sich Erwachsene ständig einmischten. Und Katrin Klug, die von 2012 bis 2014 amtierte, schätzt es, sich auf diese Weise politisch engagieren zu können, ohne einer Partei oder einer anderen Jugendorganisation angehören zu müssen. So hatte es auch OB Till den Jugendlichen ins Stammbuch geschrieben: Wer nicht mitentschiede, über den werde nun einmal entschieden, plädierte er für die Beteiligung der Jugendlichen an kommunalpolitischen Prozessen.