Die Streetworker rücken keinem auf die Pelle. Sie sind für die da, die nach ihrer Hilfe fragen, aber sie sind auch für die da, die sich zunächst abwenden. Die Mobile Jugendarbeit Sillenbuch berichtet aus ihrem Alltag.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Mojo ist ein gutes Beispiel. An ihn sind sie lange nicht so recht rangekommen, doch irgendwann schüttete er ihnen sein Herz aus. Die Geschichte des Jungen erzählt davon, wie die Mobile Jugendarbeit Sillenbuch funktioniert und mit welchen Schwierigkeiten sie kämpft. Denn die Sozialarbeiter haben sich vor allem eines auf die Fahnen geschrieben: Sie drängen niemanden zu einem Gespräch, sie rücken keinem auf die Pelle. Selbst wenn sie bei ihren Rundgängen auf Sillenbuchs Straßen junge Leute sehen, denen die Probleme ins Gesicht geschrieben stehen. Junge Leute wie Mojo.

 

Streetwork gibt es auch in Sillenbuch

Mojo heißt in Wahrheit anders, doch seine Geschichte stimmt. Die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit in Sillenbuch haben sie für den Bericht für die Jahre 2014 und 2015 verwendet. Darin erzählen sie Außenstehenden von ihrem Alltag, davon, dass sich Streetwork und ein recht wohlhabender Stadtbezirk wie Sillenbuch nicht ausschließen.

Allerdings sagen sie auch, dass sich die Zeiten geändert haben. Wer in Sillenbuch lebt, hängt nicht automatisch im Stadtbezirk ab. Viele zieht es in die Innenstadt. Leider landeten einige zum Beispiel immer wieder in Sportwettenbüros. Wer an sie rankommen will, trifft sie nicht in Sillenbuch. „Es stellt sich die Frage, ob wir ganz streng an unserem sozialräumlichen Ansatz festhalten und uns ausschließlich auf die Jugendlichen konzentrieren, die wir im Stadtbezirk antreffen“, steht in dem Jahresbericht. Stattdessen sei zu überlegen, ob sich die Sozialarbeiter nicht ab und zu an Orten wie dem Milaneo aufhalten sollten. „Wichtig ist für uns, uns flexibel auf die neuen Verhältnisse einstellen zu können.“

Ein Hauptthema ist die Jobsuche

Für die vergangenen beiden Jahren haben die Sillenbucher Streetworker 120 Einzelfallhilfen registriert, damit ist gemeint, dass speziell einem Jugendlichen beratend und unterstützend zur Seite gestanden wurde. „Davon halfen wir im Schnitt 65 Jugendlichen bereits mit einem bis drei Terminen“, steht in dem Bericht für 2014 und 2015. Längerfristig holen sich 55 Jugendliche Hilfe bei den Sozialarbeitern.

Eines der Hauptthemen ist der Job. Entweder scheitern sie an der Suche nach einem Ausbildungsplatz, oder sie finden keine feste Anstellung.

Mojo hatte lange keine Motivation, sich etwas Festes zu suchen. Er trieb sich rum, hatte wohl mit Drogen zu tun. In der Schule hatte er gute Noten gehabt, doch seine persönlichen Probleme trieben den Jungen sichtbar um. „Es war zeitweise schwer auszuhalten, dass wir keine Möglichkeit hatten, mit ihm zusammen etwas zu verändern“, steht in dem Jahresbericht der Mobilen Jugendarbeit.

Irgendwann kam es zu einem vertrauensvollen Gespräch, sogar zu ein paar positiven Entwicklungen. Doch der Kontakt brach ab. Eines der nächsten Treffen war in der JVA in Stammheim. Ein Neuanfang gelingt nicht von heute auf morgen, wissen die Sozialarbeiter. „Aber wer, wenn nicht wir, kann unzählige Chancen bieten?“