Fast alle Mobilfunkanbieter wollen den Dienst Joyn einführen, mit dem man auf dem Smartphone übers Internet kommunizieren kann. Kostenlos wird das aber nicht. Lohnt sich der Wechsel?

Stuttgart - Sprach- und Videotelefonie, Chats, Austausch von Texten, Bildern und anderen Dateien – all das ermöglicht ein neuer Dienst, den Vodafone, Telekom und O2 anbieten wollen. Joyn, so der Name, soll die Kommunikation über alle Anbieter und Handymodelle hinweg vereinfachen und vielfältiger machen. Die Mobilfunkanbieter reagieren damit auf die zunehmende Konkurrenz durch sogenannte Messenger, die dem Kurznachrichtenversand via SMS den Rang ablaufen. Voraussetzung ist ein internetfähiges Mobiltelefon. Über den Messenger Whats App, der als App zum Preis von 79 Cent für alle gängigen Handybetriebssysteme verfügbar ist, werden bereits jeden Tag zehn Milliarden Botschaften verschickt. Geheimnis des Erfolges: Wer mit Nutzern des gleichen Dienstes kommuniziert, tut das kostenlos. Es fallen lediglich die Gebühren für die Datenübertragung an.

 

Mit Joyn bieten die Konzerne nun eine Alternative an – allerdings nicht zum Nulltarif. Wer keine Flatrate besitzt, bezahlt beispielsweise bei der Telekom 29 Cent pro Gesprächsminute, für Videotelefonate werden 58 Cent pro Minute fällig. 19 Cent kostet eine einfache Nachricht, 39 Cent eine versendete Datei. Dafür geht die Nutzung nicht zu Lasten des normalen Datenkontingents. Bei Vodafone richtet sich die Gebühr dagegen nach dem verbrauchten Datenvolumen, womit der Vorteil transparenter Kosten entfällt. Wer bereits Whats App oder einen anderen Messenger nutzt, wird sich für Joyn deshalb nur schwer erwärmen können. Dagegen führen die Anbieter eine hervorragende Übertragungsqualität und hohe Sicherheitsstandards ins Feld. Argumente, die durchaus ziehen könnten, gerät doch etwa Whats App immer wieder wegen Sicherheitslecks und mangelhaftem Datenschutz in die Kritik.

Vodafone-Kunden können Joyn bereits ausprobieren, die App steht für Android-Geräte zur Verfügung. Apple will in Kürze folgen, Windows und Blackberry ebenso. Die Telekom springt im Oktober auf den Joyn-Zug auf, O2 erst Anfang kommenden Jahres. Nur bei E-Plus hat man sich noch nicht entschieden, wie man sich gegenüber dem neuen Dienst verhalten soll. Dort hegt man, wie auch in Expertenkreisen, wohl noch Zweifel, ob Joyn an den Erfolg der etablierten Messenger anknüpfen kann.