Das Interesse am Filderstädter Bürgerworkshop zum Mobilitätsentwicklungsplan ist groß gewesen. Es wurde unter anderem darüber beratschlagt, wie der Verkehr in 15 Jahren aussehen soll.

Bernhausen - Wie soll der Verkehr in den nächsten 15 Jahren aussehen? Was läuft gut und was ist verbesserungswürdig? Diesen Fragen sind am Samstag Filderstädter Bürger bei einem ganztägigen Workshop im Bürgerzentrum Bernhausen nachgegangen. Die öffentliche Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Etwa 80 Menschen beteiligten sich an der Bürgerwerkstatt, die Teil des Mobilitätsentwicklungsplanes ist, an welchem die Große Kreisstadt derzeit arbeitet. Die Filderstädter sollen sich an der Erstellung dieses Planes beteiligen.

 

„Die Bürger sind wichtige Alltagsexperten für uns“, sagte Oberbürgermeister Christoph Traub, der die Veranstaltung gemeinsam mit Baubürgermeister Reinhard Molt, Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Stadträten begleitete. Nach einer Einleitung von Nicola Schelling, Regionaldirektorin des Verbands Region Stuttgart, und Experten des Filderstädter Stadtplanungsamtes, erörterten die Bürger in Arbeitsgruppen verschiedene Themenbereiche. Die Gruppen beschäftigten sich neben Grundsätzlichem zur Mobilität mit dem örtlichen und regionalen Pkw-Verkehr, mit den Bus- und S-Bahnverbindungen sowie mit dem Rad- und Fußverkehr und den individuellen Situationen in den Stadtteilen. „Ziel ist es, die Stärken und Schwächen zu erarbeiten, aber auch Ideen zu sammeln und den ein oder anderen Lösungsansatz mitzunehmen“, so Thomas Haigis vom Referat für Bürgerbeteiligung. Moderatoren präsentierten die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen.

Kritik an Taktung und Verlässlichkeit von Bus und Bahn

Grundsätzlich positiv bewerteten die Teilnehmer die gute Verkehrsanbindung der Kommune, die Zuflussregelungsanlagen an der B27 und das gut ausgebaute Radverkehrsnetz. Den Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und S-Bahn empfanden viele Teilnehmer als gut, aber ausbaufähig. Über Smartphone-Apps könne man zudem kurzfristig Informationen zum ÖPNV abrufen. Die Verbindungen zwischen den Stadtbezirken sollen verbessert werden. Die Bürger wünschen sich innerorts kürzere Wege.

Deutliche Kritik äußerten die Bürger in Bezug auf Taktung und Verlässlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel. Fahrkarten seien teuer und somit ein Umstieg auf Bus oder Bahn für viele unattraktiv. „Die Preissteigerungen lassen sich nicht rechtfertigen, denn die Bahnen kommen dadurch trotzdem nicht pünktlicher“, so ein Teilnehmer. Die Tarifstruktur sei mangelhaft. Kritisiert wurde zudem eine fehlende Schienenverbindung nach Tübingen, Reutlingen, Esslingen oder Metzingen. Die Filderstädter finden die Parkplatzmöglichkeiten in den Zentren schlecht. Auch in Bezug auf die Barrierefreiheit gibt es nach Ansicht der Bürger Nachholbedarf. Haltestellen seien selten überdacht, oftmals gebe es keine Sitzgelegenheit, Rolltreppen oder Fahrstühle seien oft gestört.

Neben der Kritik gab es aber auch viele Anregungen und Lösungsvorschläge für die Planer. Dazu zählen der Ausbau der B 27, die Verlagerung der B 312 und mehr Carsharing-Angebote. Viele Bürger wünschen sich außerdem innerörtliche Geschwindigkeitsreduzierungen und vermehrt Kontrollen. Rad- und Fußwege müssten dem veränderten Mobilitätsverhalten angepasst werden, da deutlich mehr Pedelecs und E-Bikes unterwegs seien. Eine vernünftige Lösung wünschen sich die Filderstädter auch im Bereich des Flughafentunnels für Radler.

Der Gemeinderat soll bereits im April beschließen

Oberbürgermeister Christoph Traub betonte, dass der Prozess zum Mobilitätsentwicklungsplan alle Verkehrsteilnehmer – ob Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer oder Bürger, die Bus und Bahn nutzen – berücksichtigen soll. Nach der Auswertung fließen die Ideen, Verbesserungsvorschläge und Anregungen aus dem Bürgerworkshop in den neuen Mobilitätsentwicklungsplan ein. Das Ergebnis des Workshops soll veröffentlicht werden. Bereits im April soll der Gemeinderat Ziele und Leitprojekte des Planes beschließen.

„Wir werden den Prozess zügig und mit Nachdruck vorantreiben“, betonte Christoph Traub. Das Stadtoberhaupt kündigte zudem an, dass die Bürger im weiteren Planungsverfahren weiterhin mit einbezogen werden. Dem Bürgerworkshop, der den Höhepunkt der ersten von insgesamt drei Projektphasen darstellt, waren diverse Veranstaltungen und Aktionen wie Stadtteilspaziergänge, eine Postkartenaktion, Expertengespräche, eine Haushaltsbefragung und ein kleiner Bürgerworkshop vorausgegangen. Bis zum Frühjahr 2018 werden in weiteren Schritten eine Verkehrsprognose und ein integriertes Handlungskonzept mit konkreten Maßnahmen erstellt.