Der Plan, im SSB-Depot ein Science Center einzurichten, ist ad acta gelegt. Hartnäckige Gerüchte besagen allerdings das Gegenteil.

Stuttgart - Kein Geld in der Stadtkasse, kein Erfolg bei der Sponsorensuche – der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hat am Mittwoch von der Absicht des Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster Kenntnis genommen, sich vom Konzept eines Mobilitäts- und Erlebniszentrums (MEZ) im ehemaligen Straßenbahndepot an der Mercedesstraße zu verabschieden.

Dafür musste die Ausschreibung für Konzept und Betrieb des MEZ aufgehoben und erklärt werden, man nehme vom Vorhaben Abstand. Ein Motiv dafür: Käme Schuster auf die Idee, ein neues Konzept zu favorisieren, hätte das ungeliebte Konsortium um den Stuttgarter Johannes Milla, das die Ausschreibung gewonnen hatte, keinen Anspruch mehr, dieses zu entwickeln und den Betrieb des Science Centers zu führen.

Gerade weil im Rathaus diese Aussicht als für den Oberbürgermeister äußerst verlockend beschrieben wird, beschäftigte am Mittwoch Stadträte die Frage, ob der OB-Stabsstellenmitarbeiter Reinhard Schlossnikel im Ausschuss die Wahrheit gesagt hat. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Werner Wölfle nährte jedenfalls Zweifel am endgültigen Ende des MEZ-Projekts. Zu hartnäckig halte sich auf den Rathausfluren das Gerücht, das Mobilitäts-und Erlebniszentrum könnte in anderer Form und mit anderem Namen, aber an der selben Stelle, realisiert werden.

Mercedes-Welt soll attraktiver werden


Gerüchte seien "nie ganz korrekt", betonte Schlossnikel. Schusters Stellvertreter Michael Föll sprang ihm bei der Wortjonglage zur Seite und sagte, an den meisten Gerüchten sei bekanntlich nichts dran. Auf die Frage Wölfles, ob die Stadt wegen "dieses Projekts" sich noch in Gesprächen mit der Firma Porsche befinde, betonte Schlossnikel, sie seien im Januar "leider beendet worden". Porsche bestätigte dies gegenüber der Stuttgarter Zeitung.

Das muss aber immer noch kein Widerspruch zu den Gerüchten sein, die ein anderes Konzept mit anderer Finanzierung durch den Autobauer aus Zuffenhausen zum Inhalt haben. Für ihn bleibt es erstrebenswert, zielgenau an der "Mercedesstraße" ein Ausrufungszeichen zu setzen, wie es bereits mit der Porsche-Arena gelungen ist.

Indes hat die Konkurrenz mit dem Stern im Neckarpark Großes vor: Die Mercedes-Welt aus Museum und Verkaufszentrum soll attraktiver werden (Oldtimer-Werkstätten, Konzerthalle). Föll sagte, der Konzern entwickele sein Vorhaben weiter; er habe aber keine Signale erhalten, dass es zeitnah realisiert würde.

Sponsoren sollten Millionen Euro für Exponate beisteuern


In halb Europa war OB Schuster in den vergangenen fünf Jahren unterwegs gewesen, um Erkenntnisse über das Konzept und den Betrieb von Wissenszentren zu sammeln, in denen Kinder und Jugendliche den Physikunterricht in spielerischer Form anhand von Exponaten und Mitmachaktionen absolvieren. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, plädierte Schuster für ein Erlebniszentrum, in dem sich alles ums Thema Mobilität drehen sollte. Geplant war, der städtischen Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft 25 Millionen Euro zu entnehmen, um das MEZ zu bauen.

Sponsoren sollten zehn bis zwölf Millionen Euro für die Exponate beisteuern. Gekrönt werden sollte das Gebäude an der Mercedesstraße nach den Vorstellungen des OB vom Planetarium. Dessen Standort im Schlossgarten ist herausragend – allerdings nicht, falls Stuttgart 21 gebaut würde. Dann befände sich das Aushängeschild mitten in einer Großbaustelle.

Auf Synergieeffekte mit dem MEZ hatte die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) AG gehofft, als sie ihr Fahrzeugmuseum von Zuffenhausen ins alte SSB-Depot nach Bad Cannstatt verlegte – direkt neben das Science-Center-Gelände. Vorstandsmitglied Reinhold Bauer zeigte sich enttäuscht über die Absage, betonte aber, das Museum habe sich besser angelassen als gedacht. Das Gebäude, das dem MEZ-Neubau hätte weichen sollen, habe man vermietet, so Bauer. Es gebe ständig Anfragen für weitere Nutzungen.