In dieser Reihe stellen wir Mode aus dem Kessel und der Region vor. Dieses Mal: Die Designerin Tina Fricke und ihr Label Ayasse, das mit Fischleder und dickem Fell durchstarten will.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Stuttgart - Leder ist Tina Frickes Passion. Mit ihrer Affinität zu dem robusten Produkt und ihrer ersten eigenen Kollektion unter ihrem Label Ayasse will die 42-jährige Modedesignerin aus dem Stuttgarter Westen jetzt durchstarten. Ihre erste Kollektion besteht aus drei verschiedenen Jacken, einem Cape, zwei Mänteln, zwei Taschen und einer Geldbörse. Alles aus Leder, versteht sich. „Die Taschen sind aus Lachs-, teilweise auch aus Rochenleder gefertigt. Die Jacken aus Rinds- oder Kalbsleder, die Mäntel aus Lammfell“, beschreibt Fricke die Stoffe, aus denen sie ihre Mode fertigt. „Leder ist speziell und lebendig, daher ist jedes Teil ein Unikat“, schwärmt sie.

 

Aus feinem Kalbsleder hat sie etwa eine leichtere, schmal geschnittene Damenjacke designt, für den Sommer gibt es eine Kombination aus Seide und Leder, für den Winter dicke Wendemäntel aus dem Leder von Toskana-Lämmern. Das hat seinen Preis: Mit 799 Euro fängt die Preisklasse an, für die man bei Ayasse eine Jacke erstehen kann. Die Taschen gibt es bereits ab 279 Euro.

Taschen aus leichtem Fischleder

Fertigen lässt die Designerin in der Türkei. „Meine Lieferanten und Partner kommen aus Europa oder Deutschland. Mir ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Leder und dem Produktionsprozess wichtig, deshalb sind die meisten Leder, die wir verarbeiten, pflanzlich gegerbte Leder aus Europa und werden auch hier weiter verarbeitet. Ich möchte nicht, dass an meinen Produkten Kinder mitarbeiten oder deswegen Abwasser verunreinigt werden. Das kann passieren, wenn man etwa in Indien fertigen lässt“, sagt Fricke. Besonders stolz ist die quirlige Designerin auf ihre Taschen aus Fischleder. „Die Leder, beziehungsweise Fischreste, wurden früher weggeschmissen. Heute machen wir hochwertige Handtaschen daraus, die durch die Schuppenmaserung speziell aussehen und auch noch den Vorteil haben, dass sie viel leichter sind, als andere Lederhandtaschen“, sagt Fricke, die darin eine Form von Nachhaltigkeit sieht.

Nachdem sie die Stoffe ausgesucht und die Designs festgelegt hat, geht alles zu ihrem Produzenten in die Türkei. Zurück kommt ein Prototyp, an dem die Stuttgarterin den Feinschliff vornimmt.

Von Hugo Boss zum eigenen Label

Die gebürtige Göttingerin hat sich mit ihrem eigenen Modelabel einen Traum erfüllt. Nach ihrem Modedesign-Studium in Trier und Madrid arbeitet sie zwölf Jahre lang bei Hugo Boss und ist am Ende hauptverantwortlich für die Linie Boss Orange. 2011 macht Fricke Schluss mit dem Angestelltenverhältnis und gründet mit einem Partner das Label Ayasse.

„Wir haben damals mit Hundeaccessoires aus Leder angefangen. Davon sind wir mittlerweile abgekommen. Jetzt konzentriere ich mich auf Jacken und Taschen, langfristig sollen auch Hosen in unser Repertoire aufgenommen werden“, so Fricke.

Mittlerweile leitet sie ihr Label im Alleingang, arbeitet weiterhin nebenher als Modedesignerin für andere Marken, wie etwa Harald Glööckler und Ungaro Men, und entwickelt ganze Kollektionen oder Einzelstücke wie Blusen oder Accessoires.

„Langfristig wäre es natürlich schön, nur noch für mein eigenes Label zu arbeiten, aber bislang geht es auch zweigleisig gut. Die erste Kollektion ist bereits fast ausverkauft“, erzählt Fricke.

Kurzfristig laute ihr Ziel, den Verkauf über den Online-Shop und weitere Boutiquen in Deutschland und dem Ausland auszubauen. Bislang gibt es die Jacken und Taschen etwa in Ulm oder Zürich. Einen eigenen Laden will die Designerin weder in Stuttgart noch anderswo eröffnen. „Aber es wäre schön, in einer Stuttgarter Boutique mit meinen Produkten vertreten zu sein“, sagt Fricke.

Für alle, die sich ihre Jacken und Taschen live und direkt ansehen wollen, veranstaltet Fricke etwa vier Mal im Jahr Modeevents: So etwa am 22. September in der Weinbar am Hölderlinplatz, Hölderlinstraße 64. Ab 19 Uhr geht’s los.

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