In dieser Reihe stellen wir Mode aus dem Kessel und der Region vor. Dieses Mal: Die Modedesignerin Barbara Dahl und ihr mal buntes, mal tiefschwarzes Label Blaccbird aus Reutlingen.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Stuttgart/Reutlingen - Barbara Dahl hat als Designerin schon mindestens die halbe Welt gesehen. Für Inditex, einer der größten Modekonzerne der Welt, war die 33-jährige Reutlingerin unter anderem in Shanghai und Barcelona und zeichnete dort für Musterkollektionen dazugehöriger Marken wie Zara und Co. verantwortlich. Irgendwann entschied sie sich zurück nach Süddeutschland zu kommen, erst nach Stuttgart, 2013 dann ganz in die alte Heimat – nach Reutlingen. Eine Entscheidung auch für die Selbstständigkeit und für ihr eigenes Label Blaccbird.

 

Ihre Mode verkauft sie nun von Reutlingen aus und hat sich dort mitten in der Fußgängerzone in der Altstadt ihr eigenes Reich geschaffen. Ihr Laden Benz Mode-Café – ein Zusammenschluss mit einem Café, in dem es unter anderem ausgezeichnete selbst gemachte Limonaden und Kuchen von Barbara Dahl gibt – ist nicht nur für Reutlingen eine Oase des guten Geschmacks. Im oberen Stockwerk näht und entwirft die Schneiderin und Designerin die Kleidungsstücke und verwaltet ihr Label, im Erdgeschoss wird neben Kaffee und Sandwiches die Mode verkauft.

„Ich wollte schon immer Designermode zu bezahlbaren Preisen machen“, so Dahl. Ihre günstigsten Stücke sind Beanies ab 12 Euro. „Am besten laufen aber die Turnbeutel“, erzählt sie. Die gibt es in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Kombinationen und Mustern. Zu den teureren Teilen gehören Kleider im Fifties-Stil um die 170 Euro – dazwischen: jede Menge Röcke, Blousons, Oberteile – oft farbenfroh und für jeden Geschmack.

Ein Label – unterschiedliche Stile

„Ich bin aus dem Ausland zurückgekommen, um meine Mode in Reutlingen für die Reutlingerinnen zu machen“, sagt Dahl. Dabei habe sie sich auch etwas anpassen müssen. „Für mich ist es wichtig, den Spagat zwischen meinen Designvorstellungen und der Zielgruppe zu schaffen“, erklärt sie. Die Ursprungsidee von Blaccbird, ausschließlich schwarze Kleidung mit extravaganten Schnitten und Stoffen und besonderen Designs zu kreieren, lebt aber trotzdem weiter – in einer eigenen Blacc-Edition, wie sie Dahl nennt.

Dieser Kollektion hat Dahl im Laden eine eigene Ecke gewidmet. Da ist Lack und Leder dabei, durchsichtige, schwarze Tüllröckchen oder eine glänzende, schwarze Regenjacke. „Schwarz ist eine tolle Farbe, da muss man sich keine Gedanken machen, was man anzieht. Schwarz geht einfach immer. Ich bin fasziniert davon“, schwärmt Dahl. „Ich weiß, dass das nicht jedermanns Sache ist, aber so kann ich mich selbst mit verschiedenen Stilrichtungen verwirklichen und Mode machen, die Frauen zwischen 15 und 60 gefällt.“

Neben Blaccbird gibt es in dem Laden im schön renovierten Altbau auch ausgewählte Teile anderer Marken wie etwa von Sessun, Saint Tropez oder Marie Sixteen – etwas ungewöhnlich für einen Designer, auch noch massenkompatible Stücke anderer Marken anzubieten, oder? „Ich habe das Sortiment im Laden bewusst mit anderen Marken gemischt, um den Reutlingern eine größere Bandbreite zu bieten“, erklärt Dahl das Konzept. Bei dem Output, den die 33-Jährige, die nach eigenen Worten ausnahmslos jeden Tag näht, kann es aber auch gut sein, dass sie bald schon die ganze Ladenfläche mit selbst genähten Stücken voll bekommt.

Blaccbird soll ohnehin noch größer werden. Dahls großer Traum ist ein weiterer Laden in Stuttgart oder sogar in München. Bis es soweit ist, setzt sie auf den Onlineshop und lädt gezielt Stuttgarterinnen zu Shopping-Abenden nach Reutlingen ein. „Ich würde gerne expandieren und zusätzlich auch in Stuttgart einen Shop eröffnen. Nichts Vorübergehendes, aber da muss man in Stuttgart erst einmal fündig werden“, sagt sie. Bis es soweit ist, lohnt sich ein Abstecher in ihr Mode-Café, das in Reutlingen einen Hauch von hippem Großstadtflair verbreitet, auf jeden Fall.