Nadine Steinhübel gibt auf ihren Internetseiten Frauen Tipps für einen fescheren Auftritt im Büro.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Schwarz, Anthrazit, Stein-, Asch- und Mausgrau: Nichts ist so fade wie der gängige Businesslook für Frauen, stöhnt Nadine Steinhübel. Dabei seien die Spielräume viel größer als viele glaubten, sagt die 28-Jährige, und ihre türkisfarbene Bluse, die sie mit einem breiten Collier und einem schlichten Blazer kombiniert hat, wirken wie ein Ausrufezeichen hinter solchen Feststellungen.

 

Vor ein paar Monaten hat Steinhübel damit begonnen, gegen die Business-Ödnis vorzugehen: Unter der Internetadresse www.workwithstyle.de betreibt die Frau aus dem Westen einen Blog, der fesche Alternativen zum Alltagsgrau präsentiert. Nadine Steinhübel schreibt nicht bloß die Texte und referiert Neuigkeiten aus der Modewelt, sondern kreiert vor allem eigene Outfits, in denen sie sich vor der Kamera präsentiert. Ihr Kleiderschrank dient ihr als Requisitenkammer. Für größere Shootings, wie jenes im Sommer auf der Solitude, nimmt sie gerne zwei Freundinnen mit, die ebenfalls Modell stehen. Der Blog ist mitunter eine sehr fordernde Freizeitbeschäftigung.

Auch Stilbrüche sind interessant

„Als ich nach dem Studium an der Hochschule der Medien zu arbeiten begann, war mir wichtig, dass ich meinen eigenen Stil auch in Business-Kleidung behalte. Ich wollte ich selbst bleiben, trotz Dresscode.“ Steinhübel recherchierte im Netz, was im Büro geht und was nicht. „Aber die meisten Modeblogs beschäftigen sich mit Kleidern, die zu kurz oder zu gewagt sind, um sie bei der Arbeit zu tragen.“ Steinhübel interessiert sich nicht so sehr für die schrillen Modeschreie aus Mailand und Paris, sondern fürs Tragbare. Sie will in ihrem Blog brauchbare Modetipps geben und rät ihren Userinnen zu „Basics“, also schlichten Alltagskleidern, die man mit frechen Accessoires spickt, etwa bunten Schals und großen Ketten. „Auch Stilbrüche sind interessant. Beispielsweise kann man eine verratzte, löchrige Jeans mit Pumps und Jackett kombinieren.“ Ein schickes Outfit müsse nicht einmal ins Geld gehen, sagt sie. Man brauche nicht den Kleiderschrank einer Filmdiva, um cool auszusehen: „Es reichen wenige Teile, man muss sie nur kombinieren können.“ Keinesfalls sollte man jeder Modegrille nacheifern, rät Steinhübel. Darunter leide der individuelle Stil.

Sie selbst arbeitet in einem Unternehmen für E-Learning, in dem keine allzu strenge Kleiderordnung herrsche. Allerdings habe sie häufig Kundenkontakte, auf die sie ihre Garderobe abstimme. „Es ist ein Unterschied, ob ich Bankleute treffen oder einen Medienkunden“, sagt Steinhübel. Gerade diese Woche habe sie ein paar Kunden aus der Medienbranche getroffen, die stilistisch voll und ganz ihren Erwartungen entsprochen hätten. „Die sind eher locker gekleidet und nicht hundertprozentig businessmäßig.“

Laptop-Taschen sehen einfach nicht gut aus

Für ihre Webseiten surft Steinhübel viel durch die Geschäftswelten der großen Metropolen. Ihre persönliche Hauptstadt der Mode heißt Madrid, wo sie sich während des Studiums länger aufhielt. Den stylistischen Tiefpunkt der westlichen Welt vermutet Steinhübel irgendwo in der Gegend um Glasgow, wohin sie ein Auslandssemester führte: „Unterirdisch.“ Stuttgart liege irgendwo dazwischen, etwas näher an Madrid als an Glasgow. „Auf der Königstraße kann man manchmal schon toll gekleidete Frauen sehen, aber nicht so oft wie in anderen Großstädten. Ich habe das Gefühl, dass Stuttgart etwas hintendran ist.“

Manchmal trifft die Frauen gar keine Schuld am unstimmigen oder öden Auftritt: „Ein echtes Problem haben Frauen, wenn sie von ihren Unternehmen eine Laptoptasche gestellt bekommen. Die sehen einfach nicht gut aus.“ Sie erwägt die Zusammenarbeit mit einer kleinen Firma im Raum Ludwigsburg, die schicke Taschen herstellt. Allerdings will sie solche Kooperationen nicht ausweiten. „Ich will keine Werbebanner und Popups auf meinem Blog.“ Außerdem fürchtet Steinhübel um ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit als Bloggerin, wenn auf ihren Seiten Werbeanzeigen von Modelabels blinken. Der Blog ist Steinhübels privates Glück im weltweiten Netz: „Da mache ich, was mir gefällt!“