Beim Rapper Cro läuft es derzeit so richtig rund: Film mit Til Schweiger, für Mercedes ein Auto gestaltet und ganz nebenbei macht er auch noch extrem hippe Bekleidung, unterstützt von seinen Geschwistern. Über die Inszenierung der Marke Viovio.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der Schreibtisch in Dreieckform ist der Mittelpunkt des Büros. Hier wird die ungewöhnliche Inszenierung der Stuttgarter Modemarke Viovio erdacht. Benno Waibel trinkt seinen Espresso aus einem Schnapsglas, Collins Boateng philosophiert über die Vorteile des Online-Handels. Ein Poster an der Wand zeigt eine Szene aus dem neuen Werbefilm der jungen Firma. In dem Videoclip wird die neueste Viovio-Kollektion von wunderschönen jungen Menschen in Pizzaschachteln gepackt, das ganze nicht in einem deutschen Gewerbegebiet inszeniert, sondern in einem südamerikanischen Dschungel, als würden hier nicht Textilien, sondern Drogen aus einem Labor zum Verschiffen bereit gemacht.

 

Dieses Bild ist nicht so weit hergeholt. Der Stoff von Viovio ist heiß begehrt. Wenn die Macher des Labels eine neue Kollektion ankündigen, wird das Netz zum Nadelöhr. „Wenn der Shop freigeschaltet wird und 2500 Leute gleichzeitig pro Sekunde klicken, bricht alles zusammen, egal wie groß der Server ist“, sagt Collins Boateng.

Cro hat Viovio 2008 gegründet, seit 2011 läuft es richtig

Ein Grund für den Erfolg der Marke trägt in der Öffentlichkeit eine Pandamaske und ist als erfolgreichster deutscher Rapper bekannt, bei dem es derzeit richtig läuft. Für Mercedes hat er ein Fahrzeug umgestaltet, mit Til Schweiger dreht er einen Film und seine Mode ist mittlerweile auch in aller Munde. Dabei hat Cro, mit bürgerlichem Namen Carlo Waibel, schon T-Shirts in Kleinstauflage designt, lange bevor er zum Popstar wurde. Gegründet hat er das Label bereits 2008, seit 2011 geht die Marke richtig steil. Benno Waibel, Cros Bruder, firmiert als Geschäftsführer von Viovio, Cro selbst gibt die gestalterische Linie vor. Die Zielgruppe reicht von allen coolen Jungen und Mädchen auf dem Schulhof bis zum berufsjugendliche Hipster kurz vor der modischen Midlifecrisis.

Genaue Stückzahlen werden von Viovio nicht verraten. Die Kollektionen sind aber sofort ausverkauft – und das obwohl es die Textilien nicht im stationären Handel gibt. „Wir bewegen uns momentan ganz bewusst im Online-Markt und lassen Shops oder Messen bislang weg. Wir wollen nicht den breiten Markt bedienen, sondern eine kleine Stückzahl direkt an die Kunden bringen“, sagt Collins Boateng, der an der Hochschule der Medien audiovisuelle Medien studiert und als Toningenieur beim SWR gearbeitet hat.

Viovio zeigt den Wandel im Handel exemplarisch auf

Die Geschichte von Viovio steht exemplarisch für den Wandel im Handel. Größer könnte der Kontrast zwischen antiquierten Kaufhäusern und einem Team, das Shirts in Pizzakartons verschickt, nicht sein. Viovio spricht die Sprache der Generation Instagram, Neuigkeiten zur Cro-Mode verbreiten sich in Windeseile über das soziale Netzwerk, inklusive höchstem Hysterie-Faktor. Daher darf man auch nicht schreiben, wo sich das Viovio-Hauptquartier genau befindet, da sonst aufgedrehte Teenager vor dem Büroeingang campieren würden.

Trotz des Erfolges sind Benno Waibel und Collins Boateng angenehm entspannt geblieben. „Bei dem Hype um Cro hätten wir in seinem Windschatten schon viel früher viel größer werden können“, sagt Benno Waibel. „Wir wollten aber langsam wachsen“, so der 27-Jährige, der Management mit den Schwerpunkten Energie und Ressourcen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen studiert hat. Übrigens steckt in Viovio noch mehr Familie. Jule Waibel, die Schwester von Carlo und Benno, hat am Royal College of Arts (RCA) in London Design studiert und ist fester Bestandteil des Viovio-Design-Teams. Hinter Viovio steckt also auch eine schrecklich hippe, eine schrecklich kreative Familie. Die Eltern von Carlo, Benno und Jule scheinen einiges richtig gemacht zu haben.