Modellbauer haben sich am Wochenende in der Straßenbahnwelt getroffen. Was dort alles auf den Schienen seine Runden drehte, ist nicht alltäglich.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Oberleitungsbusse, Zahnrad- und Stadtbahnen haben am Wochenende in der Straßenbahnwelt ihre Runden gedreht. Der Verein Stuttgarter Historische Straßenbahnen (SHB) nutzte die durch die Umbaupause für das 150-Jahr-Jubiläum entstandenen Freiflächen, um zu zeigen, was es an Miniaturstraßenbahnen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln für Modellbaufreunde gibt. Unter Modellbauern gilt man freilich als Exot, wenn man Straßenbahnen fahren lässt. „Das ist eher selten“, sagt Jürgen Daur, der Sprecher des Vereins.

 

Ein Stückchen Fantasiewelt haben die Modellbauer aus Bremen mitgebracht. „Von A wie Amsterdam bis Z wie Zürich ist alles dabei“, sagt Sven Janßen. Beruflich ist er bei der Deutschen Bahn, deswegen sollte das Hobby des 34-Jährigen aus Bremen auf keinen Fall etwas mit Eisenbahnen zu tun haben. Hat es auch nicht. Denn nur Busse und Straßenbahnen wuseln auf dem elf Meter langen Stadtgebiet herum. „Auf Reisen holt man sich Ideen, und das baut man dann nach“, schildert Janßen. Das soll heißen, dass die einzelnen Stadtabschnitte reale Vorbilder haben können, aber keine detailgetreue Abbildungen sind. Nur eine Ausnahme machen die Bremer: Eine kultige Würstchenbude aus der Hansestadt hat es auf das Brett geschafft.

In die Stuttgarter Anlage hat sich ein Esslinger Oberleitungsbus verirrt

Die Bude muss mindestens so berühmt-berüchtigt sein wie einst das Zum-Zum in Stuttgart. Jedoch sucht man dieses vergeblich auf der größten Anlage aus der Landeshauptstadt. „Dem Werner seine Anlage“, heißt sie bei den Stuttgarter Straßenbahnhistorikern nur. Werner Weidelt, ein vor drei Jahren verstorbenes Mitglied, hatte sie in den 1960er Jahren angefangen zu bauen. Immer zu Weihnachten habe die Anlage das Wohnzimmer gefüllt, erinnert sich Uwe Weidelt, der 45-jährige Sohn des Schöpfers der Anlage. Sie zeigt das Beste der öffentlichen Verkehrsmittel aus dem Raum Stuttgart: Zacke und Straßenbahn aus der Hauptstadt sowie Oberleitungsbus aus dem benachbarten Esslingen und eine Schmalspurbahn aus dem Bottwartal. „Die durfte ich mit fünf Jahren schon steuern. Das sieht man auch an den Gebrauchsspuren“, erzählt Uwe Weidelt. Nach acht Jahren auf dem Dachboden wurde sie wieder herausgeputzt und überholt.

Bei der nächsten Schau unter dem Motto „Kleine Bahn ganz groß“ wäre sie sicher wieder willkommen. „Aber das kann man höchstens alle fünf Jahre machen, der Aufwand ist schon enorm“, sagt Jürgen Daur.