Eckhard Rühle, einer von zwei gleichberechtigten Vorsitzenden des Modelleisenbahnclubs Freiberg am Neckar, spricht im Interview über das 50-jährige Bestehen des Vereins – und über Vorurteile gegenüber seiner Leidenschaft.

Freiberg/Neckar - Ein halbes Jahrhundert Modelleisenbahnclub Freiberg am Neckar (MECL) – das feiert der Verein am Samstag, 22. November, und am Sonntag, 23. November, mit einer Jubiläumsausstellung. Eckhard Rühle (54) aus DitzingenHirschlanden, einer der zwei Vorsitzenden, steckt mitten im Aufbau. Mitglied ist er seit 1989 und hat somit die Hälfte der Vereinsgeschichte miterlebt.
Herr Rühle, im Dezember 1964 hat eine Handvoll Modelleisenbahnfreunde in Ludwigsburg den Verein gegründet. Wie hat es die Leute nach Freiberg verschlagen?
Das war eigentlich ganz einfach: Die Treffen konnten in Ludwigsburg zunächst nur in Gaststätten stattfinden. Dann haben wir den Entschluss gefasst, eine Modelleisenbahnanlage in einem ausrangierten Eisenbahnwagen zu bauen. Dieser Wagen stand lange am Favoritepark. Als Ende der 70er Jahre die Gleise für die S-Bahn umgebaut wurden, hat unser Wagen gestört, und es begann eine Odyssee. Letztlich hat die Stadt Freiberg das von der Bahn nicht mehr benötigte Stellwerk am Freiberger Bahnhof gekauft und uns überlassen. Mit zwei Bedingungen: dass wir das Stellwerk auf eigene Kosten herrichten und dass wir uns in  Modelleisenbahnclub Freiberg/Neckar umbenennen.
Bis heute ist das frühere Stellwerk in Freiberg Ihr Vereinsheim. Allerdings haben Sie dort keinen Platz, um Ihre Anlagen dauerhaft auszustellen. Wurmt das als Verein?
Auf der einen Seite ja, auch für uns selbst. Das ist schon ein gewisser Wermutstropfen. Allerdings haben wir im Stellwerk genug Platz, um Teilstücke der Anlage aufzustellen und an ihnen zu arbeiten. Die Leute freuen sich außerdem, wenn sie unsere Bahn einmal im Jahr im Prisma am Freiberger Marktplatz sehen können. So wie am kommenden Wochenende bei der großen Jubiläumsausstellung. Wenn wir die Anlage öfter zeigen würden, kämen bei den einzelnen Gelegenheiten sicherlich weniger Leute.
Heute gilt oft die Maxime „Größer, schneller, weiter“. Fasziniert Sie am Klein-Klein der Miniaturbahn die Entschleunigung?
Der Modelleisenbahnbau wird oft als spielerische Tätigkeit niedergemacht. Wir sehen uns allerdings als handwerkliche Künstler. Das geht fast schon in Richtung Bildhauer. Und was die Entschleunigung angeht: wir haben zwar den kleineren Maßstab, aber auch bei uns geht es modern zu, etwa mit ICE-Zügen im Miniaturformat. Bei mir fing die Faszination im Alter von vier Jahren an, als mein Vater mir eine kleine, ausrangierte Anlage geschenkt hat.