Rot-weiß-blau karierte Kleider im Fifties-Look, Blumenmuster und weite, lineare 20er-Jahre-Schnitte: Wie trendig ist Stuttgart? Neue Läden mit großen Marken und Designerkleidung machen sich breit.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Als Lisa Fischer vor einigen Tagen ihre Modeboutique im Hospitalviertel mit einer Party eröffnete, kamen Fans und Freunde des SSAW-Online-Stores zum Stöbern und Feiern vorbei – schon lange kennen viele „Spring Summer Autumn Winter“ (SSAW) als Internetversand und frühere Olympia-Boutique in der Eichstraße. Rot-weiß-blau karierte Kleider im Fifties-Look, Blumenmuster und weite, lineare 20er-Jahre-Schnitte, im Schaufenster High Heels mit Plateau und Schnürschuhe im englischen Stil: Lisa Fischer, die vor allem skandinavische und französische Mode unter dem Namen SSAW über das Internet vertreibt, hat den Store 2010 von ihren Vorgängern übernommen – und jetzt eine Boutique zum Stöbern und Einkaufen in der Firnhaberstraße eröffnet. Der Standort liegt nicht gerade auf dem Einkaufsweg vieler Stadtbummler, doch wer zu Lisa Fischer kommt, sucht gezielt.

 

„Wir haben coole Labels wie Henrik Vibskov, F-Troupe, Doma oder Thomsen und sind damit ein Mittelding zwischen H&M oder cos und teuren Markenklamotten von Prada oder Marc Jacobs“, sagt Lisa Fischer. Im SSAW-Store finden Kunden „kein italienisches Bling-Bling“, wie Fischer sagt, sondern „coole Klamotten“, die recht ausgefallen aussehen. Die Hälfte der Kunden im Online-Store komme aus Deutschland, die andere Hälfte aus dem Rest der Welt, erzählt Lisa Fischer, die die Kleidung von der Firnhaberstraße aus mit der Post in die ganze Welt verschickt.

Auch internationale Labels zieht es in die Stadt

Labels und Läden wie der SSAW-Store werden auch öfter von bekannten Modeblogs, wie etwa LesMads aus Berlin, erwähnt. Dass Stuttgart mit neuen Läden und Online-Angeboten allmählich zur angesagten Modestadt avanciert, hält Hans Pfeifer, der Geschäftsführer der City-Initiative, aber für eher unwahrscheinlich. „Das, was gerade Stuttgart als Einkaufsstadt auszeichnet und von anderen Städten abhebt, ist die enorme Vielfalt, also die Möglichkeit, hier etwas für jeden Preis und für jedes Alter zu bekommen“, meint Hans Pfeifer.

Und dennoch: neue Modeangebote drängen in die Stadt. In der Stiftstraße im Modehaus Fischer soll beispielsweise bald eine Filiale der prominenten Marke Hollister eröffnen (wir berichteten). Momentan wird dort immer noch umgebaut, doch beim Modehaus weiß man: „Am 1. August will Hollister loslegen.“ Hollister gehört zum bekannten Label Abercrombie and Fitch. Da wird viel Wert auf Inszenierung gelegt – deshalb sei die Umbauzeit auch so lang. Alles muss abgedunkelt werden, soll so aussehen wie in einem Club. Später werden leicht bekleidete, durchtrainierte Models im Eingangsbereich die Kunden auf Englisch willkommen heißen, in etwa mit dem Spruch: „Hey guys, what’s up?“ Auf Außenwerbung wird im Inszenierungskonzept von Hollister komplett verzichtet. Mit diesen Strategien in all ihren Filialen ist die Marke weltweit enorm erfolgreich. Hollister spricht eher eine jüngere Zielgruppe an als Abercrombie and Fitch selbst – nämlich vor allem Jugendliche, die Surfklamotten gut finden. Bisher können Fans die Artikel der Marke in Deutschland in Städten wie Frankfurt, Hamburg, Köln oder Berlin erstehen. „Hollister hat in Deutschland nur wenige Läden, umso erfreulicher ist es, dass die Marke nach Stuttgart kommt“, meint City-Manager Pfeifer.

Hollywood-Style in Stuttgart

Und auch ein bisschen Hollywoodglamour gibt es derzeit in der Schwabenmetropole: Der ehemalige Stuttgarter DJ Sascha Gerecht bringt wieder internationales Flair in die Kesselstadt. Klamotten seines Labels Rockstars and Angels gibt es auf unbestimmte Zeit in der Yeans-Halle in der Königstraße zu kaufen. Der aus Waldenbuch stammende „DJ Pate Number 1“ wurde in Los Angeles mit den Stars bekannt, berühmte Hollywoodschönheiten tragen offenbar die von ihm entworfenen auffälligen T-Shirts und Hosen, die sich jetzt auch Stuttgarter kaufen sollen. Susanne Märksch von der Yeans-Halle erklärt: „Dass wir Rockstars and Angels hier anbieten, kam durch eine besondere Freundschaft zwischen unserem Geschäftsführer Horst Mühlberger und Herrn Gerecht zustande, der die Klamotten auch in seiner Heimatstadt verkaufen wollte.“

SSAW-Chefin Lisa Fischer ist in Neuseeland aufgewachsen, hat chinesische Wurzeln und hat lange Zeit in der Modemetropole London gelebt und gearbeitet. Sie ist der Meinung: „Wir brauchen hier in Stuttgart noch mehr Modeläden für die vielen Menschen, die in der Kreativbranche arbeiten, und auch für alle, die etwas anziehen wollen, das nicht jeder andere anhat.“ Für ihre Kollektionen und um Neues aus der Modewelt zu erfahren, fliegt sie ein- bis zweimal im Jahr nach Paris, Kopenhagen und London. City-Manager Hans Pfeifer sagt: „Die Drehgeschwindigkeit der Veränderungen im Handel wird immer größer. Wichtig ist, dass Stuttgart mitspielt – und seine große Vielfalt weiter erhalten kann.“