Zu nachtschlafender Zeit sind Rotorblätter und Masten auf die Alb bei Lauterstein gekarrt worden. Dort werden sie für ein Projekt der Superlative gebraucht.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Für den derzeit größten im Bau befindlichen Windpark in Baden-Württemberg in Lauterstein haben sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die ersten drei Schwertransporte durch die Nacht gequält. Weitere 48 Spezialtransporte sollen folgen. Dabei gelangten die 70 Meter langen Windflügel samt den Masten vom Montageort in Nordrhein-Westfalen über die Autobahn 7 bis auf die Alb bei Lauterstein in den Kreis Göppingen.

 

Strom für 34 000 Haushalte

In einem Waldstück oberhalb der 2700 Seelen zählenden Gemeinde Lauterstein errichtet die WPD onshore Gesellschaft aus Bremen 16 Windkraftanlagen, die bei der regenerativen Stromerzeugung künftig bis zu 90 000 Tonnen Kohlendioxid jährlich einsparen sollen. Sollte es mit dem anvisierten Windertrag klappen, könnten demnach 34 000 Haushalte mit 120 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr versorgt werden, haben sich die Investoren ausgerechnet.

Nach dem Spatenstich für die 80-Millionen-Euro-Investition im vergangenen September, bei dem auch der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller dem Projekt seinen Segen gegeben hatte, sind im Winter an den gerodeten Standorten im Wald die Fundamente gegossen worden. Anschließend konnte mit dem Turmbau für die bis zu 90 Meter hohen Masten begonnen werden.

Das Gelände ist gepachtet

Nach mehreren kleineren Standorten auf der Münsinger Alb und am Stöttener Berg bei Geislingen entwickelt WPD in Lauterstein einen Windpark mit 16 Anlagen. Das Gelände für 13 dieser Windräder pachtet der Investor vom Grundstücksbesitzer Bernhard Graf von Rechberg. Drei weitere Anlagen, die dem Geislinger Energieversorger Albwerk gehören, entstehen auf kommunaler Fläche. Vor knapp 20 Jahren waren der Waldbesitzer Graf von Rechberg und die WPD mit ähnlichen Plänen für Windräder noch gescheitert. Der Widerstand gegen vier Rotoren auf der Lützelalb, nur wenige Kilometer entfernt vom jetzigen Windpark, war zu groß.

Das Albwerk bietet Genossenschaftsanteile an

Eine der geplanten Albwerksanlagen soll von einer Bürgerenergiegenossenschaft betrieben werden. Dazu hat das Albwerk in diesem Frühjahr die Bürgerenergie Windpark Lauterstein Genossenschaft gegründet. Die Bürger aus den Gemeinden Lauterstein, Böhmenkirch und Degenfeld sollen als Anrainer des Windparks bei der Vergabe von Genossenschaftsanteilen den Vorzug erhalten. Der Albwerkschef Hubert Rinklin hatte bei einer Informationsveranstaltung künftigen Genossen wohl jährliche Umsatzerlöse von bis zu 600 000 Euro in Aussicht gestellt.