Mehr als 1000 Gegner des Projekts Stuttgart 21 haben sich trotz Schnee und Kälte zur ersten Montagsdemonstration im Jahr 2010 getroffen.

Stuttgart - Bei heftigem Schneetreiben haben sich am Montagabend vor dem Nordausgang des Hauptbahnhofs mehr als 1000 Menschen versammelt, um gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu demonstrieren. Die Veranstalter schätzten die Zahl sogar auf circa 2500 Menschen. Die Polizei weigerte sich auf StZ-Anfrage, Angaben über die Zahl der Demonstranten zu machen.

Nach dem Tübinger Rathauschef Boris Palmer (Grüne), der vor Weihnachten den Demonstranten Mut gemacht hatte, war es diesmal wieder ein "Bürgermeister", der sich vehement gegen das Milliardenprojekt aussprach. Der Regisseur und Schauspieler Christoph Hofrichter, Darsteller des Bürgermeisters in der populären TV-Serie "der König von Bärenbach", warf diesmal seine kommunalpolitische Erfahrung in die Waagschale: Stuttgart 21 bezeichnete er als "kulturpolitisches Verbrechen". Hofrichter: "Keine Stadt in Deutschland geht so mit ihrer Identität um." Scharf attackierte er die SPD sowie Projektsprecher und SPD-Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler. Der Schauspieler zitierte dabei auch den alten Slogan des Rot-Front-Kämpferbundes der KPD: "Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten."

"Das dümmste Projekt der Eisenbahngeschichte"


Der Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses, der Grünen-Abgeordnete Winfried Hermann, nannte Stuttgart 21 "das dümmste Projekt der Eisenbahngeschichte". Überall in der Republik seien die in den 90er Jahren geplanten 21-Projekte der Bahn geplatzt. "Nur in Stuttgart halten sie noch an diesem Blödsinn fest", wetterte Hermann. Er warf der Bahn vor, den Bundestag und den DB-Aufsichtsrat über die wahren Kosten des Projekts getäuscht zu haben. Die genannten Einsparungen von rund 900 Millionen Euro, mit der das Vorhaben unter die von Bahn-Chef Grube als kritische Marke bezeichnete Kostenobergrenze von 4,5 Milliarden Euro gedrückt worden sei, hält er für zweifelhaft. Stuttgart 21 sei "politisch schöngerechnet".

SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker, Mitorganisator der sogenannten Montagsdemonstrationen, kündigte an, man wolle die Aktionen bis ins Frühjahr hinein fortsetzen. Auch Rüdiger Grube muss sich wohl auf einen "großen Bahnhof" einstellen, wenn er sich am 29. Januar im Forum der LBBW am Hauptbahnhof Fragen von Bürgern stellt. Für diesen Tag will Stocker ebenfalls eine Demonstration anmelden.