Nach dem Sexualmord an einer Studentin in Freiburg schweigt der Verdächtige. Wie alt er ist, soll ein Gutachten klären. Das Ergebnis hat weitreichende Folgen für den Strafprozess.

Freiburg - Im Fall des Sexualmords von Freiburg rechnen die Behörden in den kommenden vier Wochen mit einem Gutachten zum Alter des Tatverdächtigen. Rechtsmediziner der Freiburger Universität seien in der entscheidenden Phase ihrer Arbeit, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Vom Ergebnis hänge ab, ob der Verdächtige nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angeklagt wird und wie das maximal mögliche Strafmaß aussehe. Nach Jugendstrafrecht sind höchstens zehn Jahre Haft möglich, nach Erwachsenenstrafrecht eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.

 

Dem verdächtigen Hussein K. wird vorgeworfen, Mitte Oktober vergangenen Jahres eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Er war Anfang Dezember festgenommen worden und ist seither in Haft. Zu den Vorwürfen schweigt er. Auch von den Rechtsmedizinern habe er sich nicht befragen lassen, hieß es. DNA-Spuren von ihm hatte die Polizei am Tatort gefunden. Er selbst gibt an, 17 Jahre alt zu sein und aus Afghanistan zu stammen. Doch daran gibt es Zweifel.

Deutsche Behörden wussten nichts krimineller Vorgeschichte

Hussein K. war nach Angaben deutscher Behörden im November 2015 ohne Papiere nach Deutschland gekommen. Er stand als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in der Obhut des Jugendamtes und lebte in Freiburg bei einer Pflegefamilie. Wegen einer Gewalttat an einer jungen Frau 2013 war er in Griechenland zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, im Oktober 2015 aber vorzeitig gegen Auflagen entlassen worden. Kurze Zeit später tauchte er unter und kam nach Deutschland.

Deutsche Behörden wussten nichts von dieser kriminellen Vorgeschichte. Griechische Behörden hatten den Angaben zufolge nur national nach dem Gesuchten gefahndet, einen internationalen Haftbefehl oder einen Eintrag in internationale Datenbanken durch Griechenland gab es nicht. In Griechenland hatte Hussein K. Medienberichten zufolge schon 2013 behauptet, 17 Jahre alt zu sein.

Für das Altersgutachten würden nun Röntgenaufnahmen ausgewertet, sagte der Sprecher. Diese seien richterlich angeordnet worden. Zudem würden unter anderem Handwurzelknochen und das Schlüsselbein untersucht. Dies sei zur Altersbestimmung gängige Praxis.

Im Endinger Fall gibt es keine konkrete Spur

Die Tat in Freiburg hatte noch vor dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt eine Debatte über die deutsche Flüchtlingspolitik ausgelöst und für Irritationen zwischen den Regierungen in Berlin und Athen gesorgt. Einen Zusammenhang zu einem ungeklärten Mordfall in Endingen bei Freiburg gibt es den bisherigen Ermittlungen der Polizei zufolge nach bisherigen Erkenntnissen nicht. In Endingen war drei Wochen nach der Tat in Freiburg eine 27 Jahre alte Joggerin vergewaltigt und ermordet worden.

Im Endinger Fall sind die Ermittler bislang rund 1900 Hinweisen nachgegangen, sagte ein Polizeisprecher. Eingebunden seien Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA). Eine konkrete Spur gebe es nicht. Die nach der Tat gebildete Sonderkommission mit 40 Beamten arbeite weiter. DNA-Spuren vom Täter gebe es nicht. Für entscheidende Hinweise in dem Fall seien 28 500 Euro Belohnung ausgesetzt.