Im Fall der vor 24 Jahren ermordeten damaligen Schülerin Anja Aichele hat die Polizei nun eine heiße Spur.

Stuttgart - Beim verstärkten Einsatz der Stuttgarter Kriminalpolizei zur Klärung von etwa 60 ungelösten Altfällen hat es einen Teilerfolg gegeben: Durch eine verfeinerte Analysetechnik gelang es, den genetischen Fingerabdruck von einem der mutmaßlichen Mörder der 1987 in Bad Cannstatt bei der Haltestelle Obere Ziegelei ermordeten Schülerin Anja Aichele auf Asservaten zu identifizieren. Aus winzigsten Spuren gewinnen Molekularbiologen das unverwechselbare Muster der menschlichen Erbsubstanz, die DNA. Der Polizeipressesprecher Jens Lauer bestätigte einen Bericht der "Stuttgarter Nachrichten". Lauer sagte, die Spur sei bereits vor zwei Jahren entdeckt worden; man habe sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht an die große Glocke gehängt. Nachdem aber Personen des damaligen Freundes- und Bekanntenkreises von Anja Aichele nun aufgefordert worden seien, freiwillig eine Speichelprobe abzugeben, sei klar gewesen, dass die Ermittlungen öffentlich würden.

Die DNA wurde mit der Straftäterdatei des Bundeskriminalamts (BKA) abgeglichen. Der Gesuchte ist dort nicht registriert. Unmittelbar nach der grausamen Tat waren rund 500 junge Männer auf ihr Alibi überprüft worden. Auch zwei Berichte in der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" blieben erfolglos. Bisher 6000 verfolgte Spuren führten nicht zum Täter. Die 17-Jährige war am 27. März 1987 auf dem Nachhauseweg zwischen einem Jugendtreff beim Kursaal und der elterlichen Wohnung im Wohngebiet Muckensturm überfallen worden. Erst drei Tage später fand man ihre in einem Garten vergrabene Leiche. Der oder die Täter hatten mit viel Aufwand alle Spuren verwischt, so dass die Tote beim ersten Durchkämmen des Gartens unentdeckt geblieben war. Die Kripo hat mehrere Altfälle aufgrund exakterer Analysemethoden gelöst; zuletzt wurde 2008 nach 19 Jahren ein 57-Jähriger für den Mord an dem Frührentner Helmut Krach aus Feuerbach verhaftet. Seine DNA war allerdings beim BKA gespeichert.