Der Gerichtsmediziner, der Tobias’ Leiche obduziert hat, ist vor Gericht aufgetreten. Der mutmaßliche Mörder kündigt derweil Einlassungen an.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Immer wieder gibt es in der Verhandlung gegen den mutmaßlichen Mörder des elfjährigen Tobias Momente, die alle Zuhörer schaudern lassen. So etwa die Aussage eines Mitglieds des Angelvereins, an dessen Weiher bei Weil im Schönbuch der Junge vom 48-jährigen Angeklagten im Oktober 2000 erstochen worden sein soll. Der Gewässerwart war zwei Tage zuvor dort, er und seine Frau sprachen mit dem Jungen, der angelte. Ob sie ihn nach Hause bringen sollten, fragten sie. Ob er keine Angst habe, so allein, habe seine Frau den Elfjährigen gefragt. „Nein“ habe Tobias gesagt – er war in der Natur in seinem Element. Zwei Tage später geschah die schreckliche Tat – als niemand da war, der sich fragte, ob Tobias Angst haben könnte.

 

Mit 38 Messerstichen wurde Tobias getötet. Wie er starb – und wann – darüber gab am Montag ein Gerichtsmediziner Auskunft, der die Leiche des Kindes nach der Tat obduziert hatte. Die Beschreibung der Messerstiche, der Wunden und die Dauer des Todeskampfes, all das weckte im Angeklagten wohl etwas. Er, der sonst mit tief gebeugtem Kopf, der bei grausigen Details bis zur Tischkante sinkt, und gefalteten Händen dasitzt, meldet sich zu Wort. Meist schüttelt der Angeklagte kaum wahrnehmbar den Kopf, wenn die Vorsitzende Richterin Regina Rieker-Müller ihn am Ende einer Zeugenaussage fragt, ob er etwas von dem Befragten wissen wolle – so wie sie es der Reihe nach bei allen Verfahrensbeteiligten tut. Dieses Mal reagierte er anders. Als der Mediziner seine Aussage beendete, hob der 48-Jährige Bäcker den Kopf und sprach: „Ich möchte am Ende zu den ganzen Vorwürfen, die da jetzt gekommen sind, noch etwas sagen.“ Einen Augenblick lag Spannung in der Luft, denn zunächst klang das so, als wolle er etwas zur Rekonstruktion der Tat sagen. So war es nicht gemeint. Am Ende des Verfahrens wolle sein Mandant sich äußern, erläuterte sein Verteidiger.

Erkenntnisse eines Mediziners bestätigten Aussage des Angeklagten

Der Gerichtsmediziner schilderte, wie dem Jungen die Messerstiche höchstwahrscheinlich der Reihe nach zugefügt worden waren. Nicht mit letzter Sicherheit könne er die Todeszeit benennen. Er schätze, dass Tobias’ Mörder um 17.30 Uhr zustach. Der Elfjährige sei verblutet. Bei den massiven Verletzungen, die er am Körper des Kindes gefunden habe, gehe er davon aus, dass Tobias nach einer Minute das Bewusstsein verloren hatte und ein bis zwei Minuten später gestorben sei.

Die Erkenntnisse des Mediziners bestätigten in weiten Teilen die Aussage des Angeklagten, der am ersten Tag ein Geständnis abgelegt hatte. Es habe einen Kampf gegeben. Der Täter habe erst von vorne, später in den Rücken des Kindes gestochen. Die Verstümmelungen im Intimbereich seien dem Opfer erst nach dem Tod zugefügt worden, das habe er aufgrund der geringen Blutung erkennen können. Wunden am Arm und am Finger könne man als Abwehrverletzungen einordnen. Es sei aber nicht zu klären, ob der Täter zustach, und Tobias dann zu Boden ging, oder ob es erst ein Gerangel zwischen Täter und Opfer gab, und Tobias die Messerstiche erst erlitt, als beide am Boden neben der Hütte am Weiher lagen. Dort, wo Tobias’ Vater den toten Jungen in der Nacht entdeckte.