Der Motorsägenhersteller steckt bis 2020 eine Milliarde Euro in Erweiterungen, Maschinen und Werkzeuge. Große Hoffnung setzt das Unternehmen zudem in das Geschäft mit Akkuprodukten.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Waiblingen - Der Waiblinger Motorgerätehersteller Stihl setzt große Hoffnungen auf das Geschäft mit Akkugeräten. Diese tragen im Augenblick zwar erst etwa fünf Prozent zum Umsatz bei, der Anteil werde aber stark zunehmen. „Mit den Akkuprodukten wachsen wir überproportional“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora am Dienstag. Im kommenden Jahr, so die Vorhersage von Vertriebsvorstand Norbert Pick, werde das Akkugeschäft noch schneller zunehmen als im laufenden Jahr.

 

In den ersten Monaten dieses Jahres wurde bereits ein Wachstum im hohen zweistelligen Bereich erzielt. Mit Akkugeräten will sich das Unternehmen auch neue Kundenkreise erschließen. Dabei denkt das Management beispielsweise an private Gartenbesitzer oder Landschaftsgärtner, die in lärmempfindlichen Bereichen – etwa rund um Krankenhäuser – arbeiten. Im Rahmen der Ausweitung des Akkusortiments hat das Unternehmen eine ganze Reihe neuer Produkte auf den Markt gebracht, so etwa Heckenscheren, Rasenmäher oder Rasentrimmer.

Probleme wie bei dem in Brand geratenen Akku in einem Handy von Samsung befürchte man nicht, sagte Technikvorstand Wolfgang Zahn. Die in Stihl-Produkte eingebauten Akkus würden umfangreichen Prüfungen unterzogen. Trotz des starken Wachstums bei Akkugeräten ließ Kandziora keinen Zweifel daran, dass Geräte mit Benzinantrieb – etwa Motorsägen – weiter das Rückgrat des Geschäfts bilden. In absoluten Zahlen sei dort das Wachstum immer noch größer als bei Akkugeräten. Auf länger Sicht erwartet das Unternehmen allerdings bei Benzingeräten, die vor allem von Profis eingesetzt werden, keine großen Wachstumschancen mehr. Ähnlich sieht es nach den Angaben von Pick bei Elektrogeräten mit Kabeln aus.

Auch die Beteiligung an dem chinesischen Unternehmen Globe Tools soll helfen, preiswerte Akkugeräte etwa für Kleingärtner anbieten zu können. Wie hoch die Beteiligung ist, sagte Kandziora nicht. Sie sei aber groß genug, um die weitere Entwicklung von Globe Tools mitgestalten zu können.

Die USA sind ein Motor für das Wachstum

In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres habe das Unternehmen seinen Umsatz um 4,5 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert, sagte Kandziora. Ohne negative Wechselkurseffekte läge das Umsatzplus sogar bei 9,3 Prozent, meinte der Vorstandsvorsitzende. Eine Prognose für das Gesamtjahr machte er zwar nicht, meinte aber, durch die ersten acht Monate habe Stihl einen schönen Rückenwind. Grundsätzlich ist das Unternehmen bestrebt, seinen Umsatz auf mittlere Sicht im Jahresdurchschnitt um fünf Prozent zu steigern. Wachstumsmotor war wie schon im Vorjahr der US-amerikanische Markt.

Deutliche Steigerungen gab es auch in Westeuropa und Asien. Auch auf dem deutschen Markt habe der Absatz mit Produkten von Stihl und der österreichischen Tochtergesellschaft Viking in den ersten acht Monaten deutlich zugenommen. Dazu habe auch das Wetter mit viel Regen und Wärme gesorgt. Der russische Markt sei nicht weiter zurückgegangen, eine Trendwende aber auch nicht in Sicht. Wichtigste Absatzregionen sind Westeuropa ohne Deutschland und Nordamerika, die jeweils 35 Prozent beitragen. Aus Deutschland, Asien und dem schwächelnden Lateinamerika kommen jeweils etwa zehn Prozent.

Mehr Mitarbeiter und hohe Investitionen

Das weltweite Absatzplus führte auch zu einer Steigerung der Mitarbeiterzahl in der Gruppe um knapp drei Prozent auf fast 14 700 Beschäftigte. Für den Verkauf der Stihl-Produkte wird zwar die Bestellung von Fachhändlern über das Internet immer wichtiger, das Unternehmen selbst aber will nicht über das Internet an Endkunden verkaufen. Stattdessen soll den Händlern beim Aufbau eigener Onlineshops geholfen werden. Stihl wolle nicht, dass die ihre Produkte auf fremden Plattfirmen anböten. Zudem sollten erklärungsbedürftige oder gefährliche Produkte wie etwa Motorsägen auch nicht per Post verschickt werden.

Für die Jahre bis 2019 kündigte Kandziora ein umfangreiches Investitionsprogramm an. Bis dahin würden in Erweiterungen, aber auch in Maschinen und Werkzeuge, mit denen dann auch neue Produkte hergestellt werden, eine Milliarde Euro investiert. Davon entfielen 300 Millionen Euro auf Deutschland. Konkrete Angaben zur Ertragslage macht das Unternehmen zwar traditionell nicht, der Vorstandsvorsitzende zeigte sich aber zufrieden damit: „Alle Investitionen finanzieren wir aus eigener Kraft“, sagte Kandziora, was bedeutet, dass keine Bankkredite nötig sind.