Das Biken boomt: Immer mehr Menschen fahren Motorrad. Gleichzeitig aber steigt die Zahl derer, die auf ihren Maschinen umkommen – in Baden-Württemberg sogar besonders stark. Wie lässt sich dieser Negativtrend durchbrechen?

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Es ist eine erschreckende Bilanz, die Rüdiger Felber vom baden-württembergischen Innenministerium präsentiert: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind bereits 60 Menschen bei Unfällen mit Motorrädern ums Leben gekommen. Das sind rund 80 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Noch dramatischer ist die Zunahme dort, wo registriert wird, ob der Unfallverursacher selbst getötet worden ist. Hier beträgt das Plus 136 Prozent. „Meistens sind diese Leute auf ihren Maschinen zu schnell unterwegs“, sagt Felber: „Sie kommen von der Fahrbahn ab oder geraten in den Gegenverkehr.“Die Lage im Südwesten spiegelt zwar einen bundesweiten Trend, erscheint hier aber besonders ernst. In anderen Bundesländern gibt es ebenfalls mehr Tote und Verletzte durch Motorradunfälle. Doch die Zunahme ist laut einer vorläufigen Übersicht des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis April in absoluten Zahlen nirgendwo sonst so hoch gewesen wie hier. Die Ursache liegt laut den Statistikern dabei auf der Hand: Das Wetter sei im Frühjahr zu gut und zu mild gewesen. Deshalb setzten sich mehr Menschen auf die Maschinen und verunglückten. „Während sonst die Saison für die Biker erst im April oder im Mai beginnt, konnte man in diesem Jahr ohne Probleme schon ab Februar fahren“, sagt Felber. „Es gab quasi keinen Winter und nie eine geschlossene Schneedecke.“

 

Das Biken ist in Mode

So sehen es auch die Experten beim Statistischen Bundesamt. Im vergangenen Jahr habe das verregnete Frühjahr dazu beigetragen, dass damals die Zahl der getöteten Zweiradfahrer gesunken sei. Auch jetzt sei daher noch keineswegs absehbar, wie die Bilanz am Ende des Jahres ausfalle. Ein schlechter Sommer und ein mieser Herbst könne durchaus den bisherigen Negativtrend noch drehen.

Eine Rolle spielt bei alledem womöglich auch, dass das Motorradfahren stärker in Mode kommt. Die Zulassungszahlen steigen jedenfalls seit zwei Jahren, und die Branche jubelt über einen kleinen Boom. Im März meldete der Industrieverband Motorrad sogar ein „Jahrtausend-Hoch“ bei den Neuzulassungen, weil diese gegenüber dem Vorjahr um fast 15 Prozent gestiegen waren. Auch bei der Halbjahresbilanz liegt man noch deutlich im Plus.