Das historische Brunnenhaus an der Mühlbachhofschule im Stuttgarter Norden ist restauriert worden.

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Vom verwilderten Zustand der vergangenen Jahre ist nichts mehr übrig. Der kleine Platz im Übergang zwischen den alten und den neuen Gebäuden der Mühlbachhofschule wirkt frisch und aufgeräumt. Eine kleine neue Holzbank lädt zum Verweilen ein und bietet den besten Blick auf ein Stück Vergangenheit, das wunderbar restauriert „ein echter Augenschmaus geworden“ sei, wie Klaus Eisele zufrieden feststellt.

Der Vorsitzende des Bürgervereins Killesberg war einer der treibenden Kräfte, dass das historische Brunnenhaus an der Parlerstraße 100 auf dem Killesberg in neuem Licht erstrahlt. Zehn Jahre und mehrere Anläufe hat es dafür gebraucht. Und letztlich auch einen Griff in die Kasse des Bürgervereins. 10 000 Euro stellte der Verein für die Sanierung zur Verfügung. Eisele: „Das ist ein ordentlicher Teilbetrag für die Realisierung der Maßnahme.“ Umgesetzt wurde diese im Zuge der Schulerweiterung um Räumlichkeiten für den Ganztagesbetrieb (in diesem Jahr fertig geworden) und eine Turnhalle (soll 2019 entstehen). „Wir brauchten hier noch einen Ort des Ankommens“, sagt Architekt Eckhard Bürling über die Pläne, am Ende des Erlebniswegs das kleine, zuletzt als Autoparkplatz herhaltende Gelände um das in Vergessenheit geratene Brunnenhaus wieder aufzuwerten. „Es ist ein Juwel, das wir eigentlich nur wieder freischlagen mussten“, so Bürling.

Der Dachstein besteht aus einem Stück

Der Steinmetz Cornelius Horn kümmerte sich um die Bearbeitung des knapp 200 Jahre alten Sandsteinbaus. „Die Spuren der Vergangenheit sollten dabei durchaus sichtbar bleiben“, erzählt der Fachmann über die sorgsame Mischung aus konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen. Erhalten wurde auch der aus einem Stück bestehende Dachstein. „Das war mit den damals nur sehr einfachen technischen Hilfsmitteln eine große Leistung, solch eine rund drei Tonnen schwere Deckenplatte hinzubekommen“, sagt Horn voll Respekt vor den Erbauern dieses erstmals 1824 in einer Karte erwähnten Brunnens. Dessen Dienst für die Wasserversorgung hatte allerdings ein nach 1900 erbauter Wasserspeicher im heutigen Areal des Tennisclubs Weißenhof übernommen.

Der eigentliche Zugang zum hundert Meter tiefen Brunnenschacht war in den letzten Jahren zugemauert – aus Sicherheitsgründen. Damit wurde verhindert, was Klaus Eisele in seiner Schulzeit noch lustvoll, aber durchaus gefährlich unternehmen konnte. „Das Schönste war, an den Brunnenrand zu sitzen, dort Steinchen reinzuwerfen und zu hören, wann sie unten aufgeschlagen sind“, erinnert er sich an sechs Jahrzehnte zurückliegende Kindheitserlebnisse.

Heute droht keine Absturzgefahr mehr

Jetzt kann man von außen von zwei Seiten wieder ins Innere schauen, man erkennt eine große Holzwelle, über die früher die Wassereimer hoch- und runtergekurbelt wurden, sowie eine mächtige Pumpe. Doch gefährlich ist das weder für Erwachsene noch für die vielen Schulkinder, die hier tagtäglich vorbeikommen. Zwei dicke Glasscheiben sind elegant mit dem Mauerwerk verbunden und machen das neue Brunnenhaus absturzsicher. „Es ist klar erkennbar, was alt und was neu ist“, gefällt Wolfgang Giermann vom städtischen Hochbaumt der „schöne Umgang mit der Historie“. Auch die Schulleiterin Jutta Münzner („Es sieht toll aus“) und Peter Haller von der Stiftung Stuttgarter Brünnele („Jeder erhaltene Brunnen ist ein Stück Kulturgut.“) sind begeistert.