Im München-Tatort „Wüstensohn“ wird mit Teppichen und Waffen gehandelt, man trinkt süßen Tee und ein Dromedar spaziert durch den Garten des Konsulats. In der Summe ist das ein bisschen zu viel Klischee für politisch ernsthaften Gehalt. Aber genug für ein veritables Märchen aus 1001 Nacht.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

München - Vertrau dem Konsul nicht! Zumindest nach diesem Münchner „Tatort“ muss man davon ausgehen, dass der listige, vom Diplomatenstatus geschützte Sekretär hintenrum windige Geschäfte betreibt. Schnell wird klar, dass der höherrangige „Prinz“ Nasir Al Yasaf ein dekadentes Leben lebt, aber nicht über alle Vorgänge in seiner Villa informiert wird.

 

Yasin el Harrouk, der in Stuttgart studiert und in hiesigen Theatern sowie Filmen der Ludwigsburger Akademie zu sehen ist, spielt überzeugend den Emporkömmling, der in jugendlichem Übermut stets zu allem bereit ist. Man nimmt ihm die hölzerne Sprache ebenso ab wie seine klaren Werte. Im Grunde ist er gar kein unsympathischer Charakter, zumindest unter den gegebenen Umständen. Wie soll man aufrecht bleiben, wenn man von skurrilen Geschäften à la U-Bahn für Waffentechnik für Karriere für den Staatssekretär zumindest weiß und einem Sätze wie „Der wollte mir den Panzer für meinen Vater besorgen!“ locker von den Lippen gehen?

In diese Welt hat der gemeine „Tatort“-Zuschauer keinen Einblick. Und dieser TV-Krimi, so gut Regisseur Rainer Kaufmann die Story umgesetzt hat, tappt in die Klischeefalle. Da wird mit Teppichen und Waffen gehandelt, hängt das Porträt eines Fantasie-Emirs an der Wand, ein Dromedar spaziert durch den Garten und ein schwuler Oppositioneller namens „Ginger Ali“ gibt den heißen Tipp. Das ist in der Summe zu viel, wenn man vom „Tatort“ ernsthaft politischen Gehalt erwartet.

Aber das will dieser Fernsehkrimi gar nicht. Er ist mehr ein Märchen aus 1001 Nacht, in dem nicht mal die Prinzessin (Morgane Ferru) fehlt. Dank guter schauspielerischer Einzelleistungen sowie vieler kleiner Gags ist dieser Fernsehkrimi insgesamt recht unterhaltsam.

Tatort ARD, Sonntag, 20.15 Uhr