Die Einführung des Elterngeldes vor zehn Jahren hat es Eltern erleichtert, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Allerdings gibt es gerade für Frauen immer noch zu viele Hürden beim Wiedereinstieg in den Job, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Das Elterngeld ist zehn Jahre nach seiner Einführung ein Erfolgsmodell. Die Politik hat zwei ihrer wesentlichen Ziele erreicht. Nummer eins: Die Leistung wird von den Müttern – und allmählich auch von den Vätern – rege genutzt. Eltern verschaffen sich damit einen kleinen familiären Freiraum, ohne größere Einkommenseinbußen in Kauf nehmen zu müssen. Zudem kehren Mütter früher in den Job zurück als noch vor zehn Jahren, wie die aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Das ist begrüßenswert, schließlich profitieren davon nicht nur die Frauen selbst.

 

Weibliche Beschäftigte laufen durch eine frühe Rückkehr weniger Gefahr, den Anschluss im Berufsleben zu verlieren. Freilich noch nicht ideale, aber doch zumindest verbesserte Betreuungsmöglichkeiten erleichtern ihnen den Wiedereinstieg. Auch die Betriebe sind Nutznießer. Sie sind stärker denn je auf weibliche Beschäftigte angewiesen, die ihren männlichen Kollegen in Sachen Ausbildung und Qualifikation in nichts nachstehen.

Viele Frauen sitzen in der „Teilzeitfalle“

Diese positiven Trends dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen vor allem bei der Rückkehr in den Job noch viel zu oft vor unnötige Hürden gestellt sind. Zum Beispiel, wenn sie sich nach dem Wiedereinstieg, oft in Teilzeit, in ungewohnte Arbeitsbereiche einarbeiten müssen. Und später wird es ihnen auch noch erschwert, wieder zur Vollzeit zurückzukehren. In Zeiten, in denen immer mehr Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen, dürften gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen langfristig am längeren Hebel sitzen. So ist zu erwarten, dass die Betriebe weitere Zugeständnisse gegenüber Frauen – und auch Männern – machen werden, die Familie und Karriere unter einen Hut bringen wollen.