Beim Projekt Roadshow erzählen deutsche und geflüchtete Teenager vom Leben als Asylbewerber. In einem Container, der während der nächsten Tage auf dem Parkplatz des Familienzentrums in Backnang abgestellt ist, wollen die Macher des Multimedia-Projekts Schülern vermitteln, was viele Flüchtlinge durchgemacht haben auf ihrem Weg aus Afghanistan bis nach Deutschland.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Es ist finster. Die Enge ist bedrückend. Kleine Lautsprecherboxen produzieren einen penetranten Geräuschteppich. Es klirrt, knackt und scheppert. Willkommen auf der Flucht.

 

In dem Container, der während der nächsten Tage auf dem Parkplatz des Familienzentrums Fam-Futur in Backnang abgestellt ist, wollen die Macher des Multimedia-Projekts Roadshow Schülern vermitteln, was viele Flüchtlinge durchgemacht haben auf ihrem Weg aus Afghanistan oder aus Syrien bis nach Deutschland. In dem Container müssen sich die Teilnehmer durch einen schmalen Weg drücken, dann erreichen sie einen vergitterten Raum, den inszenierten Containerknast. Ein paar Schritte weiter der nächste winzig kleine Raum. „Das ist der Waiting Room“, in dem die Flüchtlinge auf ihre Schlepper warten, sagt Jochen Schneider. Der Sozialpädagoge arbeitet beim Verein Kubus, der die Roadshow in Kooperation mit deutschen und geflüchteten Jugendlichen, mit dem Theater Lockstoff und dem Künstler Peter Haußmann auf die Beine gestellt hat.

„In Afghanistan droht mir der Tod.“

Mehrere Duos – jeweils ein junger Asylbewerber und ein deutscher Teenager – erzählen eine typische Fluchtgeschichte. Der 18-jährige Rahmatullah Nazari aus Afghanistan und die 15-jährige Backnanger Gymnasiastin Janna Beigel sind so ein Zweierteam. Die Proben für die Uraufführung der Roadshow beginnen. Die Zaungäste bekommen die Geschichte von Asef und von Lisa zu hören. Beide wachsen behütet auf. Sie in Backnang, er in einen Dorf im Norden Afghanistans. Lisas Leben verläuft ohne größere Brüche. Asef indes muss nach einem Überfall der Taliban Hals über Kopf und ganz auf sich allein gestellt fliehen.

Rahmatullah schlüpft in die Rolle Asefs. Das ist für ihn kein Problem, denn der junge Mann hat eine ganz ähnliche (Flucht)Geschichte wie Asef. Die Geschichte handelt von Schleppern, engen Räumen, winzigen Schiffen mit vielen Passagieren, von der Ankunft in Deutschland und von einer vagen Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft in Europa. Rahmatullah sagt in einer Probenpause, er hoffe, dass er als Asylbewerber anerkannt werde. „In Afghanistan droht mir der Tod.“ Er hat während der 15 Monaten, die er in Deutschland lebt, sehr gut Deutsch gelernt, möchte im Sommer den Hauptschulabschluss machen und anschließend Altenpfleger werden.

Die Roadshow kann von Schulen kostenfrei gebucht werden

Die Roadshow wird mit Hilfe von Spenden finanziert, sie kann in den nächsten Monaten von Schulen kostenfrei gebucht werden. Jochen Schneider sagt, die Roadshow solle durch das Erzählen einer individuellen Geschichte Asylbewerbern, die oft nur als eine „anonyme Masse“ gesehen werden, ein Gesicht geben.