In Potsdam ist am Freitagabend das private Kunstmuseum im Palais Barberini des Sammlers und Software-Milliardärs Hasso Plattner eröffnet worden.

Potsdam - Die Kunstwelt schaut auf Potsdam und reist in die brandenburgische Hauptstadt. Bewunderung soll, Neid darf sein. Am Freitagabend läuteten die Glocken der Nikolaikirche für ein Traumprojekt, das tatsächlich Wirklichkeit geworden ist: das rekonstruierte Palais Barberini des SAP-Mitgründers und Kunstsammlers Hasso Plattner mit 17 Ausstellungssälen auf 2200 Quadratmetern und einem Innenhof, auf dem schon seit dem vorigen Jahr der politisch so gleichnishafte „Jahrhundertschritt“ des Leipziger Künstlers Wolfgang Mattheuer steht.

 

Seinen Namen verdankt das Palais Barberini dem Ursprungsbau aus dem 18. Jahrhundert neben dem Potsdamer Schloss, der auf den prachtvollen Barockpalast der Fürsten Barberini in Rom Bezug nahm. Tatsächlich handelte es sich aber um zwei schlichte Bürgerhäuser, die sich mit der Palastfassade das Dekor eines Adelspalais gaben. Noch um 1900 wohnten zweihundert Personen darin. Nun entstanden die Fassade und der Bau dahinter neu nach den Plänen von Thomas Albrecht aus dem Büro Hilmer, Sattler und Albrecht (München und Berlin).

Der Neubau besteht überwiegend aus Beton und Stahl. Nur die Hauptfassade wurde sorgfältig kopiert, auf der Grundlage von Fotografien, Gemälden sowie Baufragmenten. Innen dagegen hat Thomas Albrecht neue Säle entworfen, die geradezu italienische Grandezza ausstrahlen. Leider hatte man nicht den Mut, wie im römischen Palazzo Barberini auch den Hauptsaal mit einer seiner Größe angemessenen Überhöhe auszustatten. Auch die Räume in den Obergeschossen mit ihren geraden Oberlichtdecken wirken niedrig. Fenster öffnen den Blick auf den Alten Markt und zur Havel, und wieder einmal zeigt sich, dass Kunstwerke in Naturlicht am besten wirken können. Thomas Albrecht ist beim Palais Barberini gleichwohl das gelungen, woran es im Potsdamer Stadtschloss und beim Berliner Schloss-Projekt mangelt: Er gab den nachgebauten Fassaden einen architektonischen Sinn, der sogar den des Ursprungsbaus übertrifft. Erst dieser Neubau macht aus dem einstigen Wohnhausgewimmel ein Adelspalais.

Impressionisten-Schau zum Auftakt

Zum Auftakt füllen Bilder der französischen Impressionisten die Barberini-Säle: Landschaften zumeist, Häfen, Felsen an der Steilküste der Normandie, Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterfelder, Gärten, Parks. Preußisch-herber sind die Gemälde von Max Liebermann, denen man im Erdgeschoss begegnet. Das atemberaubende Aufgebot entstammt zum Teil der seit den achtziger Jahren entstandenen Sammlung Plattner oder anderen internationalen Privatsammlungen und Museen.

Zur Eröffnung am Freitagabend kamen die Bundeskanzlerin und der US-Unternehmer Bill Gates, ein Freund Plattners. Nach den Reden strebten alle schnell zu den Bildern der Licht-und Luft-Zauberer, den Monets und Manets, den Corots, Sisleys, Pissarros, Renoirs, zu Rodins „Denker“, Liebermanns Meisterwerken oder auch zu den frühen expressiven Bildern von Munch und Nolde. Dessen „Schwertlilien“ von 1907 leuchten rot auf wie Pop Art.

Der Superstar dieser Barberini-Eröffnung ist aber Claude Monet. Allein 41 Bilder des Franzosen, dessen Werke heute Millionenwert haben, breiten der Museumsgründer Hasso Plattner und die Direktorin Ortrud Westheider aus. Monet ist hier als ein früher Meister der Variation zu erleben, ja, der gezielt angelegten Serien. Sein „Heuhaufen im Sonnenlicht mit Schnee-Effekt“, 1891, ist Impressionismus in Reinkultur: Links und rechts davon gibt es im Saal viermal das gleiche simple Motiv bäuerlicher Heugabelkunst, nur in immer anderem Licht. Ein atmosphärisches Phänomen ist das zottige Gebilde aus getrocknetem Gras im Morgengrauen, ein anderes in praller Mittagssonne. Und im melancholischen Abendlicht wird es zum Wesen aus einer anderen Welt.