Am Wochenende kommen die Südmährer wieder einmal zu ihrem Bundestreffen nach Geislingen. Altersbedingt werden es immer weniger, doch dafür entsteht im Alten Rathaus jetzt ein Museum.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Die Südmährer trauen sich was: direkt neben dem Geislinger Trauzimmer im Alten Geislinger Rathaus entsteht der fast komplett privat finanzierte Treffpunkt Südmähren, ein Museum für die deutschstämmigen Vertriebenen aus dem heutigen Tschechien.

 

Bis Oktober wird es wohl noch bis zur Eröffnung dauern, doch einige ausgesuchte Gäste des bundesweiten Südmährertreffens, das am Wochenende in Geislingen stattfindet, dürfen die im Bau befindliche Schau schon vorab besichtigen. Der Treffpunkt Südmähren entsteht im ersten Obergeschoss des Alten Rathauses, wo der Südmährische Landschaftsrat bereits seit 1949 eine Geschäftsstelle betreibt. Auch ein südmährisches Landschaftsmuseum, ein Archiv und eine Bücherei mit rund 20 000 Titeln sind dort untergebracht.

Wunsch nach zeitgemäßer Präsentation

Schon seit Jahren würden sich die rund 6000 Vertriebenen und ihre Nachfahren, die aus Südmähren und Südböhmen stammen und sich im Südmährerbund organisiert haben, mit dem Gedanken tragen, eine zeitgemäße Präsentation ihrer Bestände zu erstellen, erläutert ihr Sprecher Franz Longin aus Stuttgart. Zunächst wollten die Südmährer, für die die Stadt Geislingen beim fünften Bundestreffen der Landsmannschaft 1953 die Patenschaft übernahm, mit ihrer Sammlung von Kulturgut an ein Geislinger Museum andocken. Die Rede war von einem Landesmuseum zur Geschichte der Vertriebenen verbunden mit einem städtischen Museum der Zuwanderung und Integration, das im Alten Zoll hätte angesiedelt werden können.

Diese Idee ließ sich nicht verwirklichen, da das Land das Konzept ablehnte und schon damals feststand, dass in München ein Sudetendeutsches Landesmuseum eingerichtet werden soll, dessen Fertigestellung auf 2018 terminiert ist.

Alte Ausstellung ging ins Archiv

„München schaut sehr auf uns“, beschreibt Longin das Interesse der Sudetendeutschen Landsmannschaft, zu der sich die Südmährer zählen, an dem Projekt. Derzeit werkeln noch die Handwerker am Aufbau der modernen Ausstellungsarchitektur auf der rund 160 Quadratmeter großen Fläche. Die Geschichte der Vertreibung der Südmährer aus dem heutigen Tschechien nach dem Zweiten Weltkrieg soll anhand von besonders hervorstechenden einzelnen Exponaten aus der Geislinger Sammlung illustriert werden. Die bisherige Ausstellung wurde zuvor komplett abgebaut und ins Archiv verfrachtet.

Das neue Konzept solle ein breites Besucherspektrum ansprechen, heißt es in der Konzeption, die der Stuttgarter Innenarchitekt Hannes Bierkämper gemeinsam mit dem Vaihinger Kulturwissenschaftler Frank Lang erarbeitet hat. Denn die Südmährer wollen sich neben den Nachgeborenen auch neue Zielgruppen erschließen.

Zeitzeugen werden interviewt

Wenn jetzt noch die Videointerviews mit Zeitzeugen abgedreht sind, könne auch der multimediale Teil der Ausstellung installiert werden, berichtet Volker App, der die dem Museum angegliederte Geschäftsstelle der Südmährer leitet und das Bundestreffen vorbereitet.