Die Badenia ist ein denkmalgeschütztes Zugensemble. Derzeit liegt sie zerlegt in einer Halle. Eisenbahnfreunde wollen sie wieder zum Laufen bringen. Dem Besitzer ist das aber zu teuer.

Stuttgart - Badenia – was für ein stolzer Name für eine Lokomotive. Bis 2013 freuten sich Eisenbahnliebhaber über die die Lok 28 aus dem Jahr 1900, wenn sie an schönen Tagen auf der Strecke von Achern nach Ottenhöfen eingesetzt wurde. Aktuell geht es der Badenia nicht gut, sie befindet sich in einem zerlegten Zustand in einer Werkstatt in Ottenhöfen. Seit Wochen wird darum gerungen, ob die Zukunft der Lokomotive darin liegt, als Denkmal ohne Fahrtüchtigkeit ausgestellt zu werden oder eben doch wieder unter Dampf zu laufen. In den Zwist schaltet sich sogar Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ein, der sich für einen Kompromiss einsetzt, mit dem sich letztlich alle Beteiligten arrangieren können.

 

Der Minister aus Stuttgart hat mit der Lok aus Baden insofern zu tun, dass sie der Südwestdeutschen-Eisenbahngesellschaft (SWEG) gehört. Die wiederum befindet sich zu 100 Prozent im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Die SWEG mit Sitz in Lahr kümmert sich um den modernen Schienenpersonennahverkehr, sie expandiert im Großraum Freiburg kräftig und bemüht sich aktuell sogar um eines der neu zu vergebenen „Stuttgarter Netze“. Sich um mobile Eisenbahngeschichte zu kümmern, das gehört nicht zu den vordringlichen Aufgaben der SWEG. Deswegen überließ sie die Betreuung der Badenia samt ihren fünf Waggons dem Achertäler Eisenbahnverein.

Der Dampfkessel bereitet Probleme

Das klappte bis vor zwei Jahren gut. Doch dann stand die große Überprüfung der Lok an, vor allem die Wiederaufbereitung des Dampfkessels bereitet laut einem Gutachten Probleme. 100 00 Euro soll die SWEG bereits investiert haben. Noch mehr Geld müsste sie ausgeben, bis die Badenia wieder voll einsatzbereit ist. Dazu ist SWEG nicht bereit.

Zunächst wollte sie ihr historisches Erbe verkaufen. Der Achertäler Eisenbahnverein würde sie gerne haben, aber eben nur zu einem symbolischen Preis, der um ein Vielfaches unter den Vorstellungen der SWEG gelegen hätte. Das Angebot des Vereins wurde dementsprechend abgelehnt. Dann wollte die SWEG Lok samt Wagen über eine die Liste des Verbandes Deutscher Museums- und Touristikbahnen anbieten. Doch der Verband wies das zurück. Man wolle einem seit Jahren aktiven Verein wie den Achertälern nicht die Basis entziehen. Parallel dazu wurde der Zug unter Denkmalschutz gestellt.

„Das beste Marketing ist ein fahrender Zug!“

Die SWEG fasste daraufhin einen Vorstandsbeschluss: Der Zug wird nicht verkauft, die Lok ohne Instandsetzung des Kessels zusammengebaut und zu „Marketingzwecken“ auf ein Abstellgleis ohne Bahnanschluss gesetzt. „Die Sache ist entschieden“, betonte SWEG-Vorstandschef Johannes Müller mehrfach. Er dürfte damit kalkulieren, die bisherigen Investitionen in die Lok als Werbemaßnahme steuerlich geltend machen zu können.

Die Eisenbahnfreunde und viele ihrer Anhänger in Onlineforen sind entsetzt. „Das beste Marketing ist ein fahrender Zug!“ heißt es dort. Bernd Roschach, Vorsitzender des Achertäler Eisenbahnvereins ist überzeugt: „Wir würden die Badenia wieder zum Laufen bringen.“ Dank ehrenamtlicher Arbeit fielen die Kosten bis zur Zulassung der Lok für den Verein weitaus günstiger aus als für die SWEG, die alle Arbeitsstunden bezahlen müsste.

Ein deutschlandweit einzigartiges Ensemble

Bernd Roschach möchte in Zukunft die Strecke die Strecke Biberach/Baden-Oberharmersbach für den Einsatz historischer Züge nutzen. Am liebsten die Badenia und ihre fünf Wagen, die er als ein in „Deutschland einzigartiges und absolut zeittypisches Ensemble“ bezeichnet. Falls das nicht gelingt, könnte er die Lok 20, Baujahr 1928, einsetzen. Die bereits schrottreife Lok hat der Verein mit 12 000 Arbeitsstunden und 200 000 Euro von Mitgliedern und Spenden einsatzbereit gemacht.

Doch dem verein fehlen passende Waggons. Wenigstens die könnte ihm die SWEG leihweise zur Verfügung stellen, das schlägt Minister Hermann vor. Von SWEG-Chef Müller sind mittlerweile versöhnlichere Worte zu vernehmen. „Über den einen oder anderen Wagen aus diesem Ensemble können wir reden“, sagt er gegenüber der StZ, „die Fahrfertigkeit der Badenia schließe ich aus“. Demnächst sollen Gespräche zwischen allen Beteiligten geführt werden.