Besucher der Stuttgarter Museen können sich auf mehrere Jubiläumsangebote freuen. Unter anderem stellt das Landesmuseum seine Meisterwerke neu auf.

Stuttgart - Der Widerstand gegen Stuttgart 21 ist Geschichte – vielbeachtet und gut besucht. Weit mehr als 4000 Museumsgänger sind bereits im Haus der Geschichte vor dem Bauzaun gestanden, seit dieser dort auf 80 Meter Länge mit all seinen Protestnoten ausgestellt ist. „Als historisch-politisches Museum müssen wir aktuelle Themen wie den Streit über Stuttgart 21 aufgreifen“, sagt der Museumssprecher Stefan Bergmann. „Das Interesse daran ist ganz erstaunlich.“

 

Noch bis zum 1. April läuft die Sonderschau über den Bürgerprotest, die als eine von insgesamt vier politisch orientierten Ausstellungen Teil eines ungewöhnlich reichhaltigen Pakets ist, so Bergmann, das vom Haus der Geschichte in diesem dreifachen Jubiläumsjahr geschnürt wurde. Zum einen feiert das 1987 gegründete Haus in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag, der Neubau an der Stuttgarter Kulturmeile mit seiner Dauerausstellung ist zudem vor nunmehr zehn Jahren eröffnet worden. Und nicht zuletzt wird im Jahr 2012 auch das Jubiläum „60 Jahre Baden-Württemberg“ mit zahlreichen Aktionen begangen. Zu diesem Anlass zeigt das Haus der Geschichte im Freiburger Augustinummuseum von Ende April an die Große Landesausstellung „Liebe deinen Nachbarn – Beziehungsgeschichten im Dreiländereck“, in der es um politisch geprägte Begegnungen zwischen Menschen über Ländergrenzen hinweg geht. Der große Festakt zum Zehn-Jahr-Jubiläum des Neubaus an der Konrad-Adenauer-Straße ist für Dezember geplant. Zuvor soll ein neuer Mediaguide für die Dauerausstellung eingeführt werden. „Das Modernste, das es derzeit am Markt gibt“, sagt Bergmann.

Einen runden Geburtstag feiert in diesem Jahr auch das Theodor-Heuss-Haus auf dem Killesberg, das am 8. März 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau eröffnet wurde. Zum diesjährigen Jubiläum ist der amtierende Bundespräsident nach Stuttgart eingeladen worden – nach einigen Verhandlungen hat Christian Wulff nun vor wenigen Tagen sein Kommen zugesagt. Er wird am 23. März beim Festakt vor geladenen Gästen sprechen, das Thema seiner Rede hat er indes noch offengelassen. Wulff habe viel Wert darauf gelegt, den Termin wahrzunehmen, sagt der Geschäftsführer Thomas Hertfelder. Unter anderem ist geplant, den Bundespräsidenten, der nicht aus den Schlagzeilen kommt, durch die Ausstellung und die Wohnräume von Theodor Heuss zu führen.

Der Bundespräsident hat zugesagt

Seit der Eröffnung hat das Haus auf dem Killesberg mehr als 100 000 Besucher gezählt, trotz der ungünstigen Lage am nördlichen Stadtrand, so Hertfelder. Für die Öffentlichkeit wird das Jubiläum zwei Tage nach dem Festakt am 25. März mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Angeboten werden dann unter anderem besondere Führungen durchs Haus und Lesungen.

Mit der Vorbereitung größerer Feierlichkeiten ist aktuell auch das Landesmuseum im Alten Schloss beschäftigt. Das größte kulturhistorische Museum in Baden-Württemberg feiert 2012 sein 150-jähriges Bestehen, aus diesem Anlass stellt das Museum seine Schausammlung „Legendäre Meisterwerke“ neu auf. Als Neuerung soll unter anderem ein chronologischer Rundgang eingeführt werden, so die Museumssprecherin Heike Scholz. Dazu wird im zweiten Stock ein gläserner Gang auf der Altane gebaut, der die bisherigen Abteilungen miteinander verbindet.

Zudem soll die Zahl der ausgestellten Exponate deutlich reduziert werden, um die Schau übersichtlicher zu gestalten, so Heike Scholz. In einer reduzierten Architektur könnten die Werke als Vertreter einer Kulturepoche, vom eiszeitlichen Löwenköpfchen über keltische Kultbilder, barocke Prunkschlitten, Runenschwerter bis zu Königinnenporträts und dem Flügelaltar, ganz anders wirken. „Das ist für die Besucher nachvollziehbarer.“ Bestandteil der Schau sind zudem Epochenboxen, in den drei Türmen des Alten Schlosses werden Sonderthemen wie Religion oder Identität ausgestellt. Zur Eröffnung am 25. Mai ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann geladen. Am anschließenden verlängerten Pfingstwochenende haben die Besucher anlässlich des Jubiläums freien Eintritt.

Seit 1912 genutzt

Zwei Wochenende zuvor, am 6. Mai, lädt bereits das Naturkundemuseum mit den beiden Ausstellungshäusern Schloss Rosenstein und dem Museum am Löwentor zu einer Jubiläumsausstellung nebst einiger Feierlichkeiten. Anlass ist die Hundert-Jahr-Feier der Fördergesellschaft, die das Museum bereits seit 1912 auf vielfältige Weise unterstützt, etwa beim Aufbau der Sammlungen, bei Forschungsreisen oder auch Veranstaltungen des Museums.

Dieses Engagement der zwischenzeitlich mehr als tausend Freunde und Förderer wird im Löwentor-Museum anlässlich des Hundertjährigen vom 6. Mai, dem Gründungsdatum des Vereins, in einer Sonderschau gewürdigt. Unter anderem werden dabei Objekte wie die Bernsteinsammlung gezeigt, die der Förderverein gestiftet hat, so die Sprecherin Meike Rech. Am Nachmittag werden zudem zusätzliche Führungen hinter die Kulissen des Löwentor-Museums sowie ein spezielles Kinderprogramm angeboten. Dazu hat der Förderverein angekündigt, so Meike Rech, dem Museum zwei ganz besondere Jubiläumsgeschenke zu machen.