Internationalen Glanz und Glamour soll das SI-Zentrum nach Stuttgart bringen. Doch bis heute haben die Gänge und Hallen rund um die beiden Theater an der ­Plieninger Straße zwei Gesichter.

Stuttgart - Internationalen Glanz und Glamour soll das SI-Zentrum nach Stuttgart bringen. So wollte es der umstrittene Unternehmer Rolf Deyhle, der mit seinem Projekt 1994 den Grundstein für den noch immer einzigen großen Musicalstandort in Süddeutschland gelegt hat. Bis dato stand an der Landhauskreuzung fast ein wenig verloren das namensgebende Hotel „Stuttgart international“.

 

Hier geht's zur StZ-Abstimmung: Welches Musical ist das beste?

Bis heute haben die Gänge und Hallen rund um die beiden Theater an der Plieninger Straße zwei Gesichter. Wer das SI-Zentrum am spielfreien Montag betritt, wird sich fragen, wie die Bars, Restaurants und Hotels überleben können – kaum ein Mensch verirrt sich dann dorthin. Doch an Wochenenden mit ausverkauften Shows strömen mehr als 7000 Musicalbesucher pro Tag – zwei Aufführungen pro Theater mit einer Kapazität von jeweils 1800 Plätzen – durch das, was früher Colonnaden genannt wurde, zuzüglich der Gäste von Schwabenquellen, Kinos und Spielbank.Der Vergnügungspalast funktioniert damit auch 20 Jahre nach seiner Eröffnung noch nach dem Schema, nach dem er konzipiert wurde, wenngleich er in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert wurde – sowohl optisch als auch strukturell.

Premiere von „Miss Saigon“ war 1994

„Das SI wurde für den Zweck des Musicals geschaffen“, sagt Simone Männl. Sie ist für Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums zuständig. Baubeginn für den ersten Teil rund um das Apollo Theater, in dem das Stück „Miss Saigon“ als erstes aufgeführt wurde, war im Mai 1993. Nach einer Investition von 500 Millionen Mark wurde am 2. Dezember 1994 Premiere gefeiert. 1997 wurde dann das Palladium Theater nachgeschoben – das erste Stück hieß „Die Schöne und das Biest“.

Doch schon kurz nach der Eröffnung des zweiten Baus gerieten Deyhle und seine Firma Stella in finanzielle Probleme. Das Unternehmen wurde großteils verkauft, der Manager gab seine Posten ab. Damit beginnt eine der beiden grundlegenden Veränderungen im SI-Zentrum. Während zu Beginn die beiden Großen – die Stella und der Hotelbetreiber Millennium – die Geschicke des Vergnügungszentrums im wesentlichen unter sich ausmachten, sind an der Plieninger Straße inzwischen komplexere Abstimmungen notwendig. „Damals hatte man andere Möglichkeiten“, sagt Simone Männl rückblickend. „Heute sind wir eine Betreibergesellschaft, in der sämtliche Nutzer ein Stimmrecht haben.“ Während früher fast die gesamte Gastronomie unter der Führung des Hotelanbieters firmierte, seien heute mehr eigenständige Gastronomen im Center, sagt die Sprecherin. Dieser Wandel werde beispielsweise beim Veranstalten großer Events augenscheinlich, so Männl. Im Vergleich werden kleiner Brötchen als in den 1990er Jahren gebacken.

Turbulente Geschichte des Dreiländerfonds

Das SI gehört einem sogenannten Dreiländerfonds, neben Stage mit seinen beiden Theatern, den beiden Hotels, der Spielbank, dem Kinokomplex und den Schwabenquellen zählen noch etliche Restaurants und Bars zu den aktuellen Nutzern. Das SI-Zentrum und der Fonds standen wegen etlicher Episoden immer wieder in der Kritik. Da wurden die Fondsmanager wegen Untreue verurteilt. Oder die Parkplätze unter dem Zentrum wurden als Park-and-Ride-Stellplätze öffentlich gefördert. 495 Parkplätze wurden mit 12,3 Millionen Mark Steuermitteln subventioniert. Am Ende mussten Fördermittel zurückbezahlt werden, da das Park-and-Ride-Angebot kaum angenommen wurde.Nach dem Wandel in der Struktur des SI-Zentrums wurde der Komplex einer weiteren Veränderung unterzogen. „Das ganze Innenleben wurde entkitscht“, sagt Simone Männl. Ein Blick in das Bildarchiv zeigt, wie schnell sich der Schick der 1990er abgelebt hatte. Doch: „Wer im Sommer 2011 das letzte Mal hier war und heute wieder kommt, wird eine deutliche Veränderung sehen“, sagt Männl. Der Tunnel, der die beiden Theater unterirdisch verbindet, war früher von Aquarien mit Fischen und Korallen gesäumt. Heute befindet sich dort eine 28 Meter lange Lichtinstallation. Auch der Wechsel des Hotelbetreibers, von Millennium auf Dormero, und die damit verbundenen Umbauten haben zum optischen Wandel des SI-Zentrum beigetragen.

Und heute? Stabile Besucherzahlen sprechen dafür, dass das Konzept noch immer funktioniert. Das SI zählt mehr als zwei Millionen Besucher pro Jahr. „Damit können wir gut leben“, sagt Simone Männl. Doch insgeheim hofft man bei Stage mit den spektakulären Stücken „Tarzan“ und „Chicago“ wieder mehr Besucher ins Zentrum locken zu können.