Die Ticketbüros verkünden den Vorverkaufsbeginn für Donnerstag, doch die Stage Entertainment macht ein Staatsgeheimnis aus dem Wechsel von „Bodyguard“ nach Stuttgart. Dementiert wird’s freilich nicht: Die Hommage an Whitney Houston feiert im Herbst Premiere im SI-Centrum.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Im Februar 2012 ist die Soul-Diva Whitney Houston mit 48 Jahren im Kokainrausch in einer Badewanne des Beverly-Hilton-Hotels ertrunken. Zehn Monate nach der Beerdigung lebte ihre Musik wieder auf.

 

Ihre Hits wie „I will Always Love You“ donnerten bei der Welturaufführung eines Musicals im Dezember 2012 in London. „Bodyguard“ ist eine Hommage an eine früh verstorbene Ausnahmesängerin, die mit dem gleichnamigen Kinofilm den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht hatte. Nun kommt die Show um einen Stalker und um die Liebe eines Weltstars zum Leibwächter nach Stuttgart. Premiere ist im Herbst.

Dem Grusical „Tanz der Vampire“ bleibt damit in seiner dritten Spielzeit im SI-Centrum nur ein halbes Jahr. Im Herbst zieht die Polanski-Show im 20. Jahr ihres Bestehens nach Hamburg weiter. Immer wenn in Deutschland ein Musicaltheater schwächelt, werden die Blutsauger geholt. Weil sich das zuvor gespielte Boxerdrama „Rocky“ in Möhringen als Flop erwiesen hat, müssen seit Januar dieses Jahres die Vampire als Retter des Stuttgarter Showlebens ran.

„Aladdin“ für Stuttgart im Gespräch

Auch wenn die Spielzeiten bei der Stage Entertainment immer kürzer werden, ist ein Gastspiel von nur einem halben Jahr wie bei den Vampiren die Ausnahme. Normalerweise plant der Marktführer mit einer Dauer von einem Jahr oder zwei Jahren. An den Mega-Erfolg „König der Löwen“ kommt bei der Stage Entertainment kein Stoff in Deutschland heran: Seit 16 Jahren wird das Disney-Spektakel in Hamburg aufgeführt. Im Juni feiert Mehr-Entertainment in Bochum bereits den 29. Geburtstag von „Starlight Express“.

Interne Planungen der Stage Entertainment sehen vor, dass „Mary Poppins“ noch ein zweites Jahr in Stuttgart bleibt, ehe es im Herbst 2018 von „Aladdin“ abgelöst wird. Schnelles Eingreifen macht den Erfolg eines Spielplans aus. Bleiben die Zuschauer aus, kann es ruck, zuck anders kommen als vorgesehen.

Für den Einsatz von „Bodyguard“ in Stuttgart tun sich – wie schon bei „We Will Rock You“ – erneut Konkurrenten der Branche zusammen: die BB Group und die Stage Entertainment. Die in Mannheim ansässige BB Group besitzt die Rechte an dem Musical mit den Hits von Whitney Houston, da das badische Entertainment-Unternehmen die britische Produktion mitfinanziert hat.

„Bodyguard“ bleibt bis zum 27. August in Köln

Der vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte Michael Brenner hat 1987 die BB Promotion, das Herzstück der BB Group, gegründet. In 35 Ländern sind die Mannheimer Veranstalter aktiv und erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von 80 Millionen Euro. Mit der deutschen Version von „Bodyguard“, die bis zum 27. August im Kölner Musical Dome gespielt wird, sind nach Angaben des Theaters in über 500 Vorstellungen eine halbe Million Karten verkauft worden. Über die Premiere im November 2015 hat der „Bonner Generalanzeiger“ geschrieben: „Tolle Show, große Stimmen, die Inszenierung zeigt Schwächen.“ Die „Zeit“ hat „Instant-Romantik“ ausgemacht. „Besser als im Kino“, jubelte die „Leipziger Volkszeitung“. Ebenso begeistert war die „Kölner Rundschau“: „Houston, wir haben kein Problem!“

Auch wenn Kartenbüros den Vorverkaufsstart von „Bodyguard“ für Donnerstag verkünden, verhält sich die Stage so, als müsse sie ein Staatsgeheimnis hüten. Sprecher Jürgen Langerfeld dementierte den Bericht unserer Zeitung über den Stuttgarter Musicalwechsel nicht, verschanzte sich aber hinter einem Satz, den er mehrfach aufsagte: „Wir kommunizieren die neue Show in Kürze.“ Wenn’s dann endlich „kommuniziert“ wird, dürfte es keinen mehr interessieren – alle wissen’s ja längst aus der Zeitung. In dem Musical wird englisch gesungen und deutsch gesprochen. Muss man die Geheimniskrämerei um das Stück verstehen?