Mit einer Mischung aus bekannten und unbekannten, alten und neuen Musikstücken lockt Jörg-Hannes Hahn seit 1996 ein treues Publikum in die Cannstatter Stadt- und Lutherkirche. In der nächsten Spielzeit bietet die Konzertreihe „Musik am 13.“ Händel, Beethovens „Missa solemnis“ und viel Zeitgenössisches.

Stuttgart - „Ich biete einen Gemischtwarenladen“, sagt Jörg-Hannes Hahnüber seine Bad Cannstatter Kirchenmusikreihe, „aber im Angebot ist nicht nur Mainstream, sondern Vieles, was man sonst nicht zu hören bekommt.“ Schon ein rascher Blick auf die Saison 2016/17 von „Musik am 13.“ bestätigt die Aussage von Stuttgarts Kirchenkreiskantor: Da reicht der Bogen von Soloarien Georg Friedrich Händels über Ludwig van Beethovens „Missa solemnis“, Orgelwerke des zuletzt vom Dirigenten Frieder Bernius wiederentdeckten „Königlich Württembergischen Musik-Direktors“ Justin Heinrich Knecht (1752-1817), Chorwerke von Heinrich Schütz, Bachs Weihnachtsoratorium, Matthäuspassion und h-Moll-Messe, Franz Schuberts „Winterreise“ in der Bearbeitung Hans Zenders, die Wiederentdeckung des 1987 gestorbenen Bamberger Organisten und Komponisten Karl Höller und ein Komponistenporträt von Aribert Reimann bis hin zur Uraufführung des Oratoriums „Die graue Passion“, das der Stuttgarter Komponist und Hochschulprofessor Klaus Dreher über Hans Holbeins gleichnamigen Altarbild-Zyklus geschrieben hat. Außerdem gibt es Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“ als „inklusives Kinderkonzert“, ein Jahresabschlusskonzert mit zwei Trompeten und Orgel, das traditionelle Quempas-Liedersingen im Advent und eine Kombination von Liedern des Stuttgarter Hofkapellmeisters Leonhard Lechner mit Lautenwerken Esaias Reusners. Auch den Orgelsommer in Bad Cannstatt, laut Aussage von Hahn „ein Selbstläufer“, wird es am Ende der Saison wieder geben.

 

Die Mischung macht’s – und das scheint hier zu stimmen

Neben Jörg-Hannes Hahns eigenen Ensembles, dem Kammerchor Cantus Stuttgart und dem Bachchor Stuttgart, sind als Gäste unter anderen der Württembergische Kammerchor unter Dieter Kurz, die Württembergische Philharmonie Reutlingen, die Organisten Johannes Mayr, Axel Flierl und Bernhard Haas, das Stuttgarter Kammerorchester, die Junge Orchesterakademie, die Kantorei der Stiftskirche und der Südwestdeutsche Kammerchor Tübingen sowie etliche bekannte Vokalsolisten dabei. Und unter das Dach von „Musik am 13.“ werden unter der Leitung des Komponisten Franz Jochen Herfert auch Veranstaltungen der Neue-Musik-Reihe „Touchpoint“ schlüpfen, in denen neuere Werke von Bernhard Lang, Giacinto Scelsi, Arvo Pärt und Sofia Gubaidulina mit Stücken von Bach bis Rossini kombiniert werden. Abende mit dem Figuralchor Stuttgart (Faurés Requiem) und dem Ensemble Ecco la musica (Kantaten und Sonaten des barocken Stuttgarter Hofmusikers Johann Michael Nicolai) führt das Saisonprogramm ebenfalls als „Kooperationskonzerte“ auf.

Die Mischung macht’s, und sie scheint zu stimmen. „Ich habe keinen Masterplan darüber, wann ich welches Stück aufführen will“, sagt der 53-Jährige, „aber bisher kam immer alles zur richtigen Zeit.“ Dass dies auch für Beethovens „feierliche Messe“ gilt, hofft er sehr – zumal er sich „bis heute an dieses Werk nicht herangetraut“ hat. Helfen dürfte dem Organisten, Dirigenten und (Stuttgarter) Hochschulprofessor die ihm eigene, gelassene und stets positive Grundeinstellung gegenüber Kunst und Künstlern: „Es ist immer Entwicklungspotenzial da“, sagt Hahn zum Beispiel. Oder: „Ich habe keine Angst, und ich will nicht alles kontrollieren. Eine gute Vorbereitung ist wichtig, der Rest entsteht als Mehrwert im Konzert.“ Die Freiheit, sagt Hahn dann auch noch, sei ihm ganz besonders wichtig – und meint damit nicht nur die eigene, die er in Bad Cannstatt in einer Weise hat, dass er hier unbedingt auch zukünftig seinen Lebensmittelpunkt behalten will. Wenn ihm jemand auswärts ein Engagement als Dirigent oder Festivalorganisator anböte, dann würde ihn das schon reizen, „aber eher ambulant“. Und als Organist würde er auch „gerne noch hier und da durch die Gegend wandern“. Ansonsten aber: „Ich vermisse hier nichts.“