Hans Rampelt alias „Bengel“ produziert Rap-Musik in seiner Gerlinger Wohnung – bald will er sein ersten Album veröffentlichen.

Gerlingen - Ein gutes Stück von der Stadtmitte Gerlingens entfernt, fast am Ortsrand, wo die schneebedeckten Felder die Landschaft prägen, dröhnen unter den Giebeln eines Mehrfamilienhauses fetzige Hip-Hop-Takte. Der Rapper „Bengel“ steht in seinem kleinen Heimstudio vor seinem Mikrofon und rappt eine Verszeile nach der anderen. Die Vorhänge am Fenster zum Nachbarn sind zugezogen.

 

Direkt neben ihm steht ein alter, dunkelbrauner Tisch, auf dem der Rapper seine Technik platziert hat: Ein Synthesizer und ein Keyboard, mit denen er seine Melodien produziert, zwei Studio-Lautsprecher, die ihm die Klänge so rein wie möglich wiedergeben, eine Lautstärkeregler, einen Laptop und sogar ein Plattenspieler, mit dem er Töne aus alten Vinyl-Schallplatten digitalisiert und sie in seine Stücke einspielt. All das genügt Bengel, der mit bürgerlichen Namen Hans Rampelt heißt, um Musik zu machen. „Mehr auch nicht“, sagt er, „das meiste, was man früher als Hardware hatte, hat man heutzutage auf dem Laptop.“

Ein Youtube-Video erreicht mehr als 12 000 Zuschauer

Gerade weil es heutzutage so einfach ist, ohne große technische Anschaffungen Musik zu machen, entschied sich der 28-Jährige vor drei Jahren ein eigenes Studio in einem kleinen Zimmer seiner Gerlinger Wohnung aufzubauen. Zahlreiche Schalldämmer, die er selbst aus Holz und Glaswolle gebaut hat, hängen an den Dachschrägen und isolieren den Raum. In der einen Zimmerecke liegt ein dicker Sitzsack, in der anderen eine große Pflanze – „was dekorativ aussieht, ist völlig funktional“, sagt Rampelt. Denn auch Kissen und Pflanze sollen verhindern, dass die Klänge nach draußen zu der ruhig gelegenen Nachbarschaft dringen. „Beschwerden gab es noch keine“, sagt Rampelt, „Man produziert ohnehin nicht bei voller Lautstärke, weil man so feiner arbeiten kann.“

Zur Musikproduktion ist der Gerlinger kurz nach seinem Studium der Elektrotechnik an der Dualen Hochschule in Stuttgart gekommen. Damals bot er dem befreundeten Rapper „Javo“ an, für ihn zu produzieren – das Lied „I Love it“ entstand, das Video dazu hat auf Youtube mehr als 12 000 Zuschauer erreicht – das ist nicht besonders viel, aber Rampelt will mehr erreichen. Im Frühjahr soll sein erstes Album erscheinen. „Ich erhoffe mir dadurch in Zukunft mehr Live-Auftritte“, sagt Rampelt.

Rampelt will mit seinen Texten Leute nachdenklich stimmen

Musik macht Rampelt seit er sich erinnern kann. Als Kind lernt er Akustikgitarre spielen, steigt später um auf E-Gitarre, zupft am Bass und manchmal auch auf seiner Ukulele. Die Saiteninstrumente lehnen heute gegen seine Studiowand, hin und wieder greift er sich eins davon und spielt ein paar Takte ein – im Kontrast zu der ansonsten elektronisch erzeugten Klängen. Rampelt erstellt in seinem „Bengelbeats“-Studio nicht nur Melodien. Immer, wenn er Zeit findet, schreibt er seine Gedanken auf – und hat in wenigen Stunden ein paar Liedverse zusammengestellt, zu denen er eine passende Melodie produziert. „Manchmal dauert das einen Tag, manchmal auch Wochen, weil ich Lieder ruhen lasse, um Distanz zu gewinnen. Wenn man alles selbst macht, gibt es viele Schrauben, an denen man drehen kann.“ Jeden Abend nach der Arbeit setzt sich der gelernte Bauleiter in sein Studio und arbeitet an seinen Stücken.

Seine Liedtexte sollen die Leute nachdenklich stimmen, erklärt Rampelt. In einem seiner Songs, das er „Einer wie der andere“ genannt hat, geht es unter anderem um so aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise. Er sei kein „Rapper von der Straße“, setze also keineswegs auf verbale Aggressivität. „Meine Eltern sollen meine Lieder noch bedenkenlos hören können“, erklärt er und lacht.