Der Musikantenstadl ist in der Stadt gewesen - und weil sich Andy Borg immer Unterstützung vor Ort sucht, kamen Norbert Reiff und seine Musikanten aus Dettenhausen zu einem großen Auftritt.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Auf zwei Feststellungen legt Norbert Reiff wert. Zum einen, dass er und seine gut 20 Mitmusikanten ein Orchester sind und keine Kapelle. Und zum anderen: Dass eben dieses Orchester in „keine Schublade“ passe. Muss es auch nicht. Am Freitagabend reicht es vollkommen aus, dass es zwischen die Eurovisionshymne und den Auftritt von Andy Borg passt – und das im ehrwürdigen Beethovensaal der Liederhalle. Man würde es nicht vermuten, doch Borg hat am Berliner Platz seinen Musikantenstadl für einen Abend aufgebaut. Zwar nicht die ganze große Glitzerwelt der Fernseh-Live-Show sondern nur deren „kleine Schwester“, die Stadl-Tournee. Aber solche Details tun dem Publikumszuspruch keinen Abbruch. Der Beethovensaal ist mindestens zu zwei Dritteln gefüllt.

 

Um die ohnehin schon erwartungsfrohe Stadlgemeinde auf Betriebstemperatur zu bringen, braucht es zum Auftakt eben „Norbert Reiff und seine Musikanten“. Das Orchester aus Dettenhausen (Kreis Tübingen) ist für den Wiener Borg und seine Mit-Stadler Patrick Lindner (Bayer), die Dorfrocker (Franken) und eine gewisse Monique (Schweizerin) der lokale Anker. Mit der von Reiff gewählten „Rosamunde“ kann nicht viel schief gehen. Der Wiederkennungswert ist hoch, der Rhythmus erlaubt auch mäßig Begabten das Mitklatschen. Die Rechnung geht auf, als das Orchester nach einem Gang durchs Parkett den Bühnenrand erreicht, ist die Stimmung wie gemacht für den Auftritt des Gastgebers Andy Borg.

"Das ist eine richtige Blasmusik"

Der spart daraufhin auch nicht mit Lob. „Das ist eine richtige Blasmusik“. In den letzten zwei Städten, in denen er gastiert habe, sei man so arm, dass man weder einen Dialekt noch eine solche Blasmusik vorweisen könne. „Wir waren in Hannover und Kassel“. Die erste Pointe sitzt, das Publikum johlt, der Stadl kann seinen Verlauf nehmen. Während der ersten großen Borg-Nummer verlassen Reiff und die Seinen den Beethovensaal wieder.

Kaum 20 Minuten bevor Reiff in Tracht mit seinen Musikern in den Saal einzieht, steht er noch in Jeans und Pullover entspannt im Foyer und plaudert. Gerade mal eine starke Woche ist es her, dass er von seinem Auftritt im Stadl erfahren hat. Anfang Januar hatte sich der örtliche Veranstalter C2 Concerts auf die Suche nach einem lokalen Act gemacht – und auch einen entsprechenden Aufruf in der StZ gestartet. Die Musikschülerin eines Mitmusikanten hat es gesehen, der hat bei Reiff angerufen – und der Rest war Daumendrücken. Erfolgreiches Daumendrücken. Denn die Wahl des Veranstalters fiel auf Reiff und deshalb steht er nun in der Liederhalle.

Norbert Reiff bringt so schnell nichts aus der Ruhe

Das was da auf ihn zukommt, bringt Norbert Reiff nicht übermäßig aus der Ruhe. Seit 20 Jahren machen sie nun schon Musik zusammen. Am Timmendorfer Strand haben sie beim dortigen Oktoberfest etwa gastiert - zusammen mit Franz Beckenbauer und Uwe Seeler. So ist es Norbert Reiffs Webseite zu entnehmen. Dass die beiden Fußballer eher nur am Rande als Musiker aufgefallen sind, tut dabei nichts zur Sache. Reiff jedenfalls hat sich beim Tourveranstalter mit seinem Vorschlag, das Stadl mit einer live-geblasenen „Rosamunde“ zu bereichern, durchsetzen können. „Auswendig“ wie der Orchesterchef erwähnt. Diese Fähigkeit hat auch den Tourleiter beeindruckt. Statt wie geplant die Show nach der Pause wieder in Gang zu bringen, werden Norbert Reiff und seine Musikanten gleich an den Beginn des Abends platziert.

Bei aller Abgeklärtheit wollte der Orchester-Chef im Vorfeld nichts dem Zufall überlassen. Selbst wenn sie in der Liederhalle plötzlich mit der ganz großen Show-Treppe aufgewartet hätten – die Musiker wären gewappnet gewesen. Am Mittwoch waren sie zur Probe zusammengekommen – wie immer im Rathaus des Reutlinger Ortsteils Sickenhausen, das praktischerweise nicht nur über Probenräume sondern auch über ein drei Stockwerke umfassendes Treppenhaus verfügt. Oben angekommen war der Beweis erbracht, dass sich ausdauerndes Treppensteigen und Blasmusik nur bedingt verträgt. „Wir waren ganz schön außer Puste“, räumt Reiff ein.

"Wir hatten richtig viel Spaß"

Im Beethovensaal haben sie dann doch zu ebener Erde musiziert. Aber auch dafür wollen die Laufwege geprobt sein. Da aber das Sickenhausener Rathaus mit weniger Platz aufwartet als die Liederhalle sei man „halt Kringel gelaufen. Wir hatten richtig viel Spaß“, beteuert Reiff. Spaß haben sie auch, nachdem sie ohne Instrumente wieder in den Beethovensaal zurückkehren. Die Musiker können der Show ihrer Profi-Kollegen auf der Bühne sichtlich etwas abgewinnen. Der ganze Abend sei sehr nett gewesen, resümiert Reiff tagsdrauf.

Eine eigentliche Aftershow-Party habe es nicht gegeben, aber doch immerhin einen Händedruck von Andy Borg zum Abschied und ein kurzes Gespräch. „Er hat uns gesagt, dass wir super gespielt haben“, erzählt Reiff, der sich die Vorlage nicht hat entgehen lassen und gleich eine vertiefte Zusammenarbeit anregte. „Jetzt sollen wir uns bei Borgs Management melden“. Für detaillierte Verhandlungen war keine Zeit. Der Stadltross samt Borg&Co musste weiter. Am Samstag stand der Auftritt in Neu-Ulm auf dem Programm. Man kann davon ausgehen, dass Reiff und sein Orchester dort wohlwollender erwähnt wurden, als die Musiker aus Hannover und Kassel.