Von den fünf Musikhochschulen sollen zwei deutlich Studienplätze abbauen. Das sehen Sparpläne der grünen Wissenschaftsministerin vor. Der SPD-Koalitionspartner hält aber nicht viel von dem Konzept.

Stuttgart - SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel hat die von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) geplante Neuordnung der Musikhochschulen kritisiert. Das Sparkonzept sei ein Alleingang des Ministeriums - die SPD-Fraktion sei nicht einbezogen worden, sagte Schmiedel am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben erhebliche Zweifel, ob sich das Konzept als Grundlage für die künftige Rolle und Funktion der Musikhochschulen eignet.“

 

Seine Fraktion werde das Thema im Rahmen einer Anhörung mit allen Beteiligten diskutieren. Schmiedel lud die Grünen-Fraktion ein, sich als Mitveranstalter zu beteiligen. Es gehe darum, die Pläne auf der Grundlage der Kunst- und Kulturkonzeption des Landes zu debattieren.

Dieser Vorschlag sei „nichts als weiße Salbe“, kritisierte die FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger. Zwar habe sich die FDP für Einsparungen ausgesprochen, über einen Abbau von Studienplätzen könne aber nur diskutiert werden, wenn er die Qualität des musikalischen Lebens in Baden-Württemberg nicht beeinträchtige.

Das Wissenschaftsministerium will mit der geplanten Neuordnung der Musikhochschulen mittelfristig vier Millionen Euro im Jahr einsparen. An den Hochschulen in Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe ändert sich im Grunde nichts. Die Standorte Trossingen und Mannheim hingegen sollen 200 beziehungsweise 300 Studienplätze abbauen. Allerdings soll in Mannheim zum Ausgleich die Popakademie in die Musikhochschule integriert werden. Mannheim und Trossingen lehnen das Konzept ab.

Grünen Kulturexperte Manfred Kern sagte, das Ministerium habe für den Erhalt aller Standorte und deren Zukunftsfähigkeit ein Konzept zur Diskussion gestellt, das auf Gesprächen mit allen Beteiligten basiere. Darüber müsse es jetzt einen intensiven Dialog geben. Das sei ganz normal. „Dabei ist zu klären, wie die Weiterentwicklung der Musikhochschullandschaft im Detail aussieht, wo noch nachgebessert werden muss und wie sie umgesetzt werden kann. Ziel ist ein tragfähiges Gesamtkonzept, dass alle Standorte bewahrt“, sagte Kern.

Schmiedel betonte, die Ministeriumspläne griffen massiv in die Kunst- und Kulturkonzeption des Landes ein, ohne dass sie jemals unter diesem Aspekt betrachtet worden seien. „Man muss die Frage diskutieren, was brauchen das Land und die Gesellschaft künftig an musikalischer Ausbildung? Und welche Funktion haben in diesem Zusammenhang die Musikhochschulen?“

SPD legt Wert darauf, dass es in Schulen mehr Musik gibt

Die pauschale Aussage, Baden-Württemberg bilde zu viele Musiker aus, sei nicht haltbar. „Wir haben zum Beispiel nur zwei Professoren für Gitarre im ganzen Land. Gitarre ist aber das am meisten nachgefragte Fach in den Musikschulen“, sagte der SPD-Fraktionschef. Gleichzeitig gebe es einen Überschuss von Klavierausbildern. Zudem gebe es bekanntlich ein starkes Übergewicht ausländischer Studenten in den Musikhochschulen. Die Frage sei, welche Bedeutung sie für das Land hätten. Dies alles müsse man diskutieren, bevor man „Festlegungen ins Blaue hinein“ treffe.

Als „in Gänze hinfällig“ bezeichtene CDU-Experte Dietrich Birk der Konzept von Ministerin Bauer. „Der international gute Ruf der baden-württembergischen Musikhochschulen darf nicht weiter unter dem unwürdigen Hin und Her der Regierung leiden“, sagte Birk. Er sprach sich für eine fraktionsübergreifende Lösung aus.

Schmiedel verwies auch darauf, dass derzeit die Konzepte für Ganztags-Grundschulen erstellt würden. Die SPD lege Wert darauf, dass es in den Schulen mehr Musik und Gesang gebe. „Wenn wir das realisieren wollen, brauchen wir eine professionelle Unterlegung.“ Auch erinnerte er daran, dass von den bislang fünf Vollstandorten der Musikhochschulen auch regionale Effekte ausgingen. Regionale Orchester kooperierten mit den Hochschulen - Lehrende und Studenten brächten wertvolle Impulse. Der Abbau von Vollstandorten werde deshalb Effekte auf die musikalischen Angebote vor Ort haben.

Schmiedel sagte mit Blick auf die Schuldenbremse 2020, dass kein Politikbereich von Einsparmaßnahmen ausgenommen werden könne. „Das gilt auch für die Kunst- und Kulturpolitik.“ Jedoch dürfe sich die Politik nicht allein vom Rotstift leiten lassen.