In wenigen Tagen ist Schluss: Für die Betreiber rechnet sich die Musikkneipe im Remsecker Stadtteil Hochberg nicht mehr. Über Gründe für das Aus gibt es höchst unterschiedliche Meinungen.

Remseck - Wenn am kommenden Montag die letzten Klänge der „Jazz Session“ im Purple Haze verklungen sind, wird es in der Musikkneipe in der Remsecker Neckaraue wohl lange still bleiben. Sehr lange sogar. Denn das Purple Haze schließt an diesem Tag vermutlich für immer seine Pforten. Der Betreiber Thomas Itte hat den Mietvertrag für die Räume auf Ende Januar gekündigt, das Konzert am 6. Februar ist gewissermaßen eine verspätete Abschiedsveranstaltung. Wenn sich ein neuer Betreiber finden würde, gebe er den Laden gerne ab, sagt Itte. Bislang sei aber niemand in Sicht. „Wir sind auf jeden Fall raus aus der Geschichte“.

 

Vor zwei Jahren sind der Geschäftsführer eines Waiblinger Unternehmens und seine Frau in den Betrieb eingestiegen, die Gründe für den jetzigen Schlussstrich sind laut Itte vielfältig: Wenige Gäste, schlechte Verkehrsanbindung, Personalprobleme und fehlende Perspektive zählt er auf. Aber auch ein Musikprogramm, mit dem sich kaum noch Publikum anlocken lasse.

Parkplatznot oder unpopuläres Musik-Programm?

Während Thomas Itte die Gastronomie verantwortet, ist für das, was auf der Bühne passiert, der Musik- und Kulturverein Remseck zuständig. Zu dessen Gründungsmitgliedern gehört Viktor Kopitkow. Der 60-Jährige ist davon überzeugt, dass wegen der musikalischen Angebote im Purple Haze nach wie vor genügend Besucher nach Hochberg kommen würden – wenn es vor Ort denn genügend Parkplätze gäbe.

Seit einigen Monaten seien vor allem an Wochenende kaum mehr Stellflächen in der Neckaraue frei, da in direkter Nachbarschaft zum Rockclub Veranstaltungen mit bis zu 1000 Gästen stattfinden würden, sagt Viktor Kopitkow. Die meisten Gäste, die das Purple Haze ansteuerten, würden nach erfolgloser Parkplatzsuche wieder abdrehen. Allerdings mache dem Rockclub auch die Konkurrenz deutlich zu schaffen: „Das Angebot ist einfach groß“. Dass die Kneipe, die er zusammen mit seiner Frau Renate rund 20 Jahre lang betrieb, nun schließt, bedauert der Musiker sehr. „Es war ein Abschied auf Raten, aber er tut schon weh“.

Seit rund 20 Jahren gibt es den Musik-Keller

Ähnlich sieht das auch der Betreiber Thomas Itte – doch mangelnde Parkplätze als Grund für das Ende will er nicht zählen lassen. Auch bei Konzerten ohne Parallel-Veranstaltung sei nicht mehr Publikum in den Livemusik-Club gekommen. Der Kulturverein, zu dessen Gründungsmitgliedern auch der Pur-Musiker Cherry Gehring gehört, hätte „mehr tun müssen“, um das Purple Haze über Wasser zu halten.

Auch bei der Stadt bedauert man das Aus für die Musikkneipe, die es an unterschiedlichen Standorten seit vielen Jahren in Remseck gibt, früher zum Beispiel im Kronenkeller gegenüber des Rathauses in Neckarrems. Eine Rettung, wie sie in der Vergangenheit schon öfter notwendig war, sei bislang nicht angelaufen, sagt der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Balzer. Den Ärger über zu wenige Parkplätze kann er nicht verstehen. Der Betreiber der benachbarten Veranstaltungshalle biete sogar mehr Stellflächen als vorgeschrieben.

Wie es in der Neckaraue nun weitergeht, ist unklar. Er werde kein neues Projekt mehr starten, sagt Viktor Kopitkow. Über die Zukunft des Kulturvereins werde demnächst entschieden.