Nick Groff hat mit Künstlern wie Avicii, Robin Thicke und den Black Eyed Peas Welthits gelandet. Er ist Musikmanager beim US-Plattenlabel Interscope und erklärt, wie er Streamingdienste für seine Zwecke nutzt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Spotify und Co. werden für die Musikindustrie immer wichtiger. Das weiß auch Nick Groff vom Label Interscope. Der 31-Jährige erklärt, wie die Streamingdienste die Vermarktung von Musik verändern – und warum sie für Plattenfirmen so wertvoll sind.

 
Mister Groff, Ihre Schützlinge Bunt haben fast noch nie live gespielt, sind in ihrer schwäbischen Heimat kaum bekannt – und werden doch millionenfach gehört. Wie kommt’s?
Ich habe mit einem Kollegen darüber gesprochen, dass ich Tanzmusik suche, die aber nicht so künstlich klingt. Er hat mich dann auf Bunt hingewiesen. Hören Sie sich die selbst an. Ihre Musik ist einzigartig, sie passt in verschiedene Genres, darunter Country, Rock, Dance und Folk. Und deshalb passt sie auch in verschiedene Playlists.
Playlists sind in der Streamingindustrie das Tor zum Erfolg. Auf je mehr Playlists ein Künstler zu finden ist, desto häufiger wird er gespielt.
Exakt. Ich habe gute Beziehungen zu den Playlistmachern bei Spotify und Apple aufgebaut. Und es hat geholfen, dass die Musik von Bunt so vielseitig ist. Sie sind dadurch auf vielen Playlists gelandet. Bis jetzt haben sie zehn Millionen Streams gesammelt, und wir sind noch nicht am Gipfel. The Chainsmokers zum Beispiel, die auch erst im Netz bekannt wurden, haben weit über zwei Milliarden Klicks.
Wie arbeiten Sie jetzt mit Bunt weiter?
Wir haben im vergangenen Jahr hart am Album gearbeitet, es ist auch so gut wie fertig. Wir werden es aber nicht wie früher üblich auf einen Schlag veröffentlichen, sondern Song für Song. Das ganze Jahr über wird alle vier bis sechs Wochen eine neue Single erscheinen, darunter auch Remixes für bekannte Gruppen wie One Republic. Mit jeder Single werden die bereits verfügbaren Songs weitere Klicks sammeln, und am Ende des Jahres haben wir eine wunderbare Grundlage für die weitere Arbeit, viele Songs, die millionenfach gestreamt wurden.
Spielen Liveauftritte für die Generation Spotify keine Rolle mehr?
Wir sind da sehr geduldig. Wenn Bunt auf Tour gehen, dann nach unseren Bedingungen. Das Faszinierende ist aber doch eigentlich, dass man auch ganz ohne Tourneen riesige, bislang kaum zugängliche Hörergruppen erreichen kann, asiatische Märkte wie China und Indien zum Beispiel. Und das nur, weil Streaming auch dort zur dominanten Art wird, Musik zu hören.
Wer sitzt bei alledem am längeren Hebel – die Streaminganbieter oder die Plattenfirmen?
Die Künstler. Die Anbieter entscheiden, wer auf die Playlists kommt. Aber der Künstler macht die Musik. Es gibt ja auch Songs, die außerhalb von Spotify erfolgreich sind. Die landen irgendwann trotzdem auf den Playlists, auch wenn das für mich als Manager natürlich ungleich anstrengender ist. Aber vergessen Sie nicht, dass Apple, Amazon und Google ihre eigenen Streaming-Dienste haben und größer werden. Für uns ist das großartig. Wenn Spotify einen Song nicht mag, gehe ich damit einfach zu Apple. Außerdem haben die Dienste unterschiedliche Hörer, die wir jeweils gezielt ansprechen können.