Die Jubiläumsmusiknacht unter der Teck hat bei idealem Festwetter rund 10 000 Besucher aus nah und fern angelockt. Die Veranstalter sind mit der Resonanz und dem weitestgehend friedlichen Ablauf hoch zufrieden.

Kirchheim - Was juckt mich das Wetter von gestern?“ In diesem Stoßseufzer von Mitorganisator Torsten Wenzler zum Auftakt der 20. Kirchheimer Musiknacht am Samstag Schlag zwölf Uhr mittags vor dem Rathaus lag der ganze Frust über die Wetterkapriolen der letzten Tage – und gleichzeitig die Hoffnung, man werde die Jubiläumsnacht sozusagen in trockenen Tüchern über die Runden, respektive die Freiluftbühnen bringen. Und tatsächlich hielt der Himmel, was er schon morgens mit strahlendem Sonnenschein versprochen hatte. Drum merke: Nichts ist so alt wie das Wetter von gestern!

 

Und auch die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker machte bei ihren Begrüßungsworten gut Wetter, wenn auch im übertragenen Sinn. Es sei ihr eine „große, große Freude und Ehre“ das Musikereignis eröffnen zu dürfen, denn eine bessere Werbung für die Stadt könne es gar nicht geben. Was da im Vorfeld der Veranstaltung zu lesen gewesen sei, verbuchte die Stadtchefin unter „Meinungsverschiedenheiten“. Wie berichtet, hatte der Musiknachtorganisator und frühere Bärenwirt Michael Holz darüber Klage geführt, dass die behördlichen Auflagen immer strenger und zahlreicher erlassen werden – und den Veranstaltern die Kosten über den Kopf wachsen würden. Es sei „dringend nötig“, so Matt-Heidecker, dass sich die Musiknacht-Macher und Verwaltungsvertreter zusammensetzen, um die „Missverständnisse“ zu klären.

Von Folkloristischem bis hin zu stillen Inseln

Nach dem offiziellen Auftakt gehörte die Bühne acht temperamentvollen Sängern aus Namibia. Deren Aufstieg unter dem Namen African Vocals haben sie auch Förderern aus Kirchheim zu verdanken. Weiter stimmte Reggae-Mann John Noville seine Zuhörer auf das Abendprogramm ein.

Am frühen Abend gewann dann der Musiknacht-Express hörbar an Fahrt. „Mir senn halt guat!“ tönte es von der Bühne am Marktplatz, wo der Gitarrist und Sänger Werner Dannemann mit Schlagzeuger und Bassist die Schwabenehre hochhielt. „Der Werner“ durfte sich auf zweierlei Weise im Ruhme sonnen: Zum einen im direkten Schein des Zentralgestirns, zum andern in der Laudatio des Landespolitikers und langjährigen Musiknacht-Machers Andreas „Anne“ Kenner. Er erinnerte daran, dass Dannemann einst unter sozialem Vorzeichen in Kirchheim die Fête da la Musique ins Leben gerufen hatte, aus der schließlich die Musiknacht entstanden sei.

Für unverbesserliche Bluesfreunde wurden zur gleichen Zeit der Wachthausgarten und der Platz beim Vogthaus zentrale Anlaufstellen, wo der legendäre Mick Pini in die Saiten hieb, respektive Calo Rappalo seine Fangemeinde pflegte. Und im Höfle beim Stefano ließ der Sänger von Cover Up gekonnt Joe Cocker wieder aufleben.

Auf dem Martinskirchplatz wiederum war die Bühne frei für vier Schwestern aus Schweden, die unterm Namen Ason sich bereits ihre Meriten verdient haben. Dagegen mussten die sechs Mitglieder der Rock-Coverband Soundjack zu ihrer Musiknachtpremiere lediglich aus Kirchheim, Dettingen und Neidlingen anreisen. Und wer wollte, konnte in der „Nacht der Nächte“ abseits des Ansturms auch stille Inseln ansteuern: Etwa beim Gitarrenkünstler Uwe Heitel im Weißen Ochsen oder der Chansonette Severine de Close im Kornhaus.