Emre Delier hätte auch zur türkischen Armee gehen könne. Er hat einen deutschen und einen türkischen Pass. Lange habe er aber nicht nachdenken müssen, wo er Wehrdienst leisten wollte, sagt er. „Ich bin hier geboren. In der Türkei mache ich Urlaub, mehr auch nicht.“ Emre Delier ist mit 17 Jahren zur Bundeswehr gegangen. Vier Jahre später ist das Ende seines Diensts in Sicht. Er will Logistikmanagement studieren. Da er zuletzt in der Theodor-Heuss-Kaserne in der Waffenkammer gearbeitet habe, fühle er sich darauf bestens vorbereitet, sagt er. Dennoch, die Bundeswehr verlasse er nicht gerne. Anders als Yasin Chowdury und Junior Monowarson hat Delier in der Kaserne gelebt. Er erzählt von Fußballturnieren und gemeinsamen Abenden auf der Stube mit den Kameraden. Bei jungen Männern, die auf einem Fleck versammelt sind, liegt der Gedanke an alkoholische Rituale der Verbrüderung nahe. Wird ein Muslim, den die Religion zur Abstinenz mahnt, da nicht schnell zum Außenseiter? Emre Delier lächelt: „Wer kein Bier mag, der trinkt halt keins.“

 

Für Delier reduziert sich der von vielen als himmelweit postulierte Unterschied der Kulturen hinter den Kasernenmauern auf Dinge, die leicht zu regeln sind. Wer Alkohol meiden will, greift eben zur Saftschorle. Wer halal essen will, ist in der Kantine gut bedient. Denn zumindest das vegetarische Gericht ist garantiert schweinefleischfrei. Und freitags endet der Dienst so früh, dass genug Zeit für diejenigen bleibt, die zur Moschee gehen wollen. Kein Grund zur Aufregung also. Der Sprecher des Landeskommandos findet, dass die Muslime in der Theodor-Heuss-Kaserne bescheiden sind. Zum Beispiel habe sich noch niemand einen Gebetsraum in der Kaserne gewünscht. „Die Bundeswehr überlegt sich selbst, was sie an islamischer Seelsorge anbieten kann“, sagt er. Sie muss es aus eigenem Antrieb tun, weil die muslimischen Soldaten noch nie eingefordert haben, was für Katholiken oder Protestanten selbstverständlich ist.

„US-Soldaten bekämpfen den Terror wie wir“

Was würden die drei muslimischen Bundeswehrsoldaten einem Anhänger von Pegida sagen, der ihnen unterstellt, wegen ihres Glaubens nicht loyal gegenüber Deutschland sein zu können? Vielleicht blieben sie so ruhig wie Emre Delier. Angesprochen auf die verbündeten USA, deren Flagge in den Hauptstädten islamischer Länder immer wieder brennt, sagt er nüchtern: „Amerikanische Soldaten sind Kameraden, die wie wir gegen Terroristen kämpfen.“ Yasin Chowdury und Junior Monowarson lassen sich auf ein Gedankenspiel ein. Würden sie für die Bundeswehr im Fall der Fälle auch gegen Dschihadisten in Bangladesch kämpfen? Beide bejahen es und fügen zu. „Damit würden wir auch der Bevölkerung helfen.“

In der heilen Kasernenwelt der drei Soldaten scheint kein Raum zu sein für solche Vorbehalte und Zweifel. Für flapsige Anspielungen über ihre Herkunft schon. Da dürfe man nicht so empfindlich sein, findet Emre Delier. Yasin Chowdury und Junior Monowarson stimmen zu. „In der Schule waren wir doch auch die Bengalen, und andere waren eben die Italiener oder die Kurden. Wir waren trotzdem alle immer zusammen unterwegs“, erzählt Monowarson. Jetzt in der Kaserne ist es für sie genauso wie damals auf dem Schulhof. Nur ist die Clique eben um einiges größer.

Dem Bundeswehrsprecher Andreas Steffan würde das Bild von der großen Clique Bundeswehr gefallen. Er stellt eine im Lichte mancher rechtsextremer Vorfälle zunächst steil klingende These auf: Rassismus könne bei der Truppe weniger gedeihen als anderswo, sagt er. „Natürlich gibt es schwarze Schafe. Aber die können sich bei uns nicht halten. Wer das Vertrauen unter den Kameraden kaputt macht, fliegt.“ Ist die Bundeswehr also ein deutscher Schmelztiegel für eine Gesellschaft, die immer noch mit ihrem Status als Einwanderungsland ringt? Eine Art Durchlauferhitzer für Migranten raus aus der Marginalisierung, rein in die Mitte der Gesellschaft? Steffan sieht es so. „Wir fördern die Leute und zeigen ihnen, dass sie in unserer Gesellschaft etwas zählen. Deshalb kommen Migranten gerne zu uns.“

„Wer kein Bier mag, trinkt halt keins.“

Emre Delier hätte auch zur türkischen Armee gehen könne. Er hat einen deutschen und einen türkischen Pass. Lange habe er aber nicht nachdenken müssen, wo er Wehrdienst leisten wollte, sagt er. „Ich bin hier geboren. In der Türkei mache ich Urlaub, mehr auch nicht.“ Emre Delier ist mit 17 Jahren zur Bundeswehr gegangen. Vier Jahre später ist das Ende seines Diensts in Sicht. Er will Logistikmanagement studieren. Da er zuletzt in der Theodor-Heuss-Kaserne in der Waffenkammer gearbeitet habe, fühle er sich darauf bestens vorbereitet, sagt er. Dennoch, die Bundeswehr verlasse er nicht gerne. Anders als Yasin Chowdury und Junior Monowarson hat Delier in der Kaserne gelebt. Er erzählt von Fußballturnieren und gemeinsamen Abenden auf der Stube mit den Kameraden. Bei jungen Männern, die auf einem Fleck versammelt sind, liegt der Gedanke an alkoholische Rituale der Verbrüderung nahe. Wird ein Muslim, den die Religion zur Abstinenz mahnt, da nicht schnell zum Außenseiter? Emre Delier lächelt: „Wer kein Bier mag, der trinkt halt keins.“

Für Delier reduziert sich der von vielen als himmelweit postulierte Unterschied der Kulturen hinter den Kasernenmauern auf Dinge, die leicht zu regeln sind. Wer Alkohol meiden will, greift eben zur Saftschorle. Wer halal essen will, ist in der Kantine gut bedient. Denn zumindest das vegetarische Gericht ist garantiert schweinefleischfrei. Und freitags endet der Dienst so früh, dass genug Zeit für diejenigen bleibt, die zur Moschee gehen wollen. Kein Grund zur Aufregung also. Der Sprecher des Landeskommandos findet, dass die Muslime in der Theodor-Heuss-Kaserne bescheiden sind. Zum Beispiel habe sich noch niemand einen Gebetsraum in der Kaserne gewünscht. „Die Bundeswehr überlegt sich selbst, was sie an islamischer Seelsorge anbieten kann“, sagt er. Sie muss es aus eigenem Antrieb tun, weil die muslimischen Soldaten noch nie eingefordert haben, was für Katholiken oder Protestanten selbstverständlich ist.

„US-Soldaten bekämpfen den Terror wie wir“

Was würden die drei muslimischen Bundeswehrsoldaten einem Anhänger von Pegida sagen, der ihnen unterstellt, wegen ihres Glaubens nicht loyal gegenüber Deutschland sein zu können? Vielleicht blieben sie so ruhig wie Emre Delier. Angesprochen auf die verbündeten USA, deren Flagge in den Hauptstädten islamischer Länder immer wieder brennt, sagt er nüchtern: „Amerikanische Soldaten sind Kameraden, die wie wir gegen Terroristen kämpfen.“ Yasin Chowdury und Junior Monowarson lassen sich auf ein Gedankenspiel ein. Würden sie für die Bundeswehr im Fall der Fälle auch gegen Dschihadisten in Bangladesch kämpfen? Beide bejahen es und fügen zu. „Damit würden wir auch der Bevölkerung helfen.“

In der heilen Kasernenwelt der drei Soldaten scheint kein Raum zu sein für solche Vorbehalte und Zweifel. Für flapsige Anspielungen über ihre Herkunft schon. Da dürfe man nicht so empfindlich sein, findet Emre Delier. Yasin Chowdury und Junior Monowarson stimmen zu. „In der Schule waren wir doch auch die Bengalen, und andere waren eben die Italiener oder die Kurden. Wir waren trotzdem alle immer zusammen unterwegs“, erzählt Monowarson. Jetzt in der Kaserne ist es für sie genauso wie damals auf dem Schulhof. Nur ist die Clique eben um einiges größer.

Dem Bundeswehrsprecher Andreas Steffan würde das Bild von der großen Clique Bundeswehr gefallen. Er stellt eine im Lichte mancher rechtsextremer Vorfälle zunächst steil klingende These auf: Rassismus könne bei der Truppe weniger gedeihen als anderswo, sagt er. „Natürlich gibt es schwarze Schafe. Aber die können sich bei uns nicht halten. Wer das Vertrauen unter den Kameraden kaputt macht, fliegt.“ Ist die Bundeswehr also ein deutscher Schmelztiegel für eine Gesellschaft, die immer noch mit ihrem Status als Einwanderungsland ringt? Eine Art Durchlauferhitzer für Migranten raus aus der Marginalisierung, rein in die Mitte der Gesellschaft? Steffan sieht es so. „Wir fördern die Leute und zeigen ihnen, dass sie in unserer Gesellschaft etwas zählen. Deshalb kommen Migranten gerne zu uns.“

Die Verantwortung hat sie verändert

Vielleicht gibt es eine besondere Anziehung zwischen der Institution, die Deutschland verteidigen soll, und denjenigen, die in den Augen mancher gar nicht zu diesem Land gehören. Vielleicht ist es auch so, dass die Bundeswehr Chancen bietet, die sich für manche Migranten außerhalb der Kasernentore nicht auftun würden. Delier, Chowdury und Monowarson reden von höheren Bildungsabschlüssen, aber auch von der Verantwortung, die sie verändert habe. Was damit gemeint ist, zeigt sich bei einem Besuch im Lagezentrum der Theodor-Heuss-Kaserne. Da sitzt Junior Monowarson an seinem Rechner, und sein noch kindliches Gesicht wirkt ernst und konzentriert. Die Bundeswehr leistet den von der Flüchtlingskrise beanspruchten zivilen Behörden Amtshilfe. Soldaten müssen Zelte aufbauen oder Essen verteilen. Wo die Truppe wann in Baden Württemberg hilft, hängt auch von den Daten ab, die Junior Monowarson erfasst. Dass seine Arbeit mitentscheidet, ob es anderen Menschen gut geht, scheint er zu spüren.

Sein Cousin Yasin Chowdury erzählt von einem Erlebnis mit Flüchtlingen, das ihn bewegt hat. In Heidelberg habe er mit anderen Soldaten in einer Unterkunft ausgeholfen, da seien zwei Afghanen auf ihn zugekommen: „Die konnten es nicht fassen, dass es jemanden wie mich in der deutschen Armee gibt. Die haben gesagt, wenn sowas in Deutschland möglich ist, dann schaffen sie es hier auch.“