Eine Uni hat dafür zu sorgen, dass Forschung und Lehre vorankommen. Wer beten will, sollte dies anderswo tun und niemanden damit belästigen, findet Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - An den Vorfällen an der Universität Stuttgart gibt es nichts zu deuteln. Wenn, wie geschehen, es einreißt, dass muslimische Studierende Räume der Hochschule für sich okkupieren und ihren Kommilitonen sowie Mitarbeitern den Zutritt verweigern, muss die Unileitung einschreiten. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund die Studierenden die zur gemeinschaftlichen Nutzung ausgewiesenen Räume für sich beanspruchen. Ob sie beten, würfeln oder Gesellschaftsspiele spielen, tut dabei nichts zur Sache.

 

Beten ist Privatsache und sollte auch privat erledigt werden

Ganz nebenbei zeugt es weder von Rücksichtnahme noch von großer Integrationsbereitschaft, wenn muslimische Studierende meinen, sich in dieser Form Sonderrechte herausnehmen, andere am Lernen hindern und sich so abgrenzen zu müssen. Eine mit öffentlichen Steuermitteln finanzierte Einrichtung hat nicht die Aufgabe, Gebetsräume zur Verfügung zu stellen. Beten ist Privatsache und sollte auch privat erledigt werden – daheim, in einer Kirche oder einer Moschee. Oder eben in dem von der evangelischen und der katholischen Kirche getragenen Ökumenischen Zentrum auf dem Vaihinger Unicampus. Begrenzt ist die Nutzung im Übrigen auch dort, weil dieses Zentrum weder räumlich noch konzeptionell auf geschlossene Gruppen abzielt, sondern einen offeneren Diskurs bevorzugt.

Die Universität tut also recht daran, die Störer in die Schranken zu weisen. Sie sollte die Vorfälle auch als Signal verstehen, dass am Gemeinschaftsgeist durchaus noch gefeilt werden könnte. Das betrifft übrigens alle Ebenen – nicht nur die der Studierenden. Das hat etwas mit der Wertschätzung anderer zu tun – auch gegenüber Ausländern, Andersdenkenden, Andersgläubigen. Da gibt es noch Luft nach oben.