Hatte der mutmaßliche Berliner Attentäter Anis Amri zeitweise einen Wohnsitz in Karlsruhe? Nach seiner Entlassung aus der JVA Ravensburg im Sommer habe er eine Karlsruher Adresse als Wohnsitz genannt.

Karlsruhe - Die Spurensuche nach den Aufenthaltsorten des mutmaßliche Attentäter Anis Amri vor dem fatalen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt führt auch nach Karlsruhe. Bei der Entlassung nach seinem kurzen Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ravensburg im Sommer habe Amri als Wohnanschrift eine Adresse in Karlsruhe angegeben, sagte ein Sprecher des Justizministeriums am Mittwoch. Sie stehe in den Entlassungsakten, sagte auch der Vizeleiter der JVA, Bernhard Locher.

 

Zuvor hatten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ berichtet, dass Amri eine Karlsruher Adresse genannt hatte. Ob er in der Stadt tatsächlich auch gemeldet war, ist nicht klar. Das Rathaus äußerte sich dazu nicht; ebenso wenig wie das Einwohnermeldeamt. Die Bundesanwaltschaft kommentierte dies ebenfalls nicht.

Bei Routinekontrolle aufgegriffen

Amri war am 30. Juli mitten in der Nacht am Busbahnhof in Friedrichshafen am Bodensee bei einer Routinekontrolle aufgegriffen worden. Da er zur Abschiebung anstand, wurde er in die JVA Ravensburg gebracht. Der zuständige Bereitschaftsrichter hatte angeordnet, dass er dort über das Wochenende bleiben sollte. Dort wurde die Entscheidung der für die Abschiebung zuständigen Ausländerbehörde Kleve in Nordhrein-Westfalen abgewartet.

Diese verfügte am 1. August die Entlassung Amris aus der Haft, da noch keine Passersatzpapiere aus Tunesien vorlagen und damit die Zeit der zu erwartenden Abschiebehaft zu lange gedauert hätte. Für die Entlassung aus der Haft sei es lediglich notwendig, eine Kontaktadresse anzugeben, sagte der Sprecher des Justizministeriums weiter. Diese müsse nicht zwingend der Wohnort sein.

Laut der „Badischen Neuesten Nachrichten“ gibt es auch ein Foto Amris vom Sommer 2015, das ihn in Karlsruhe auf dem Friedrichsplatz zeigt. Die Zeitung bezieht sich dabei auf die britische Recherchegruppe Bellingcat. Diese habe das Foto auf einem der Facebook-Profile gefunden, die Amri angelegt haben soll, schreibt das Blatt weiter.