Am Freitag ist in Neu-Ulm ein erfolgreicher Kickboxer auf offener Straße erschossen worden – der brutale Mord weist frappierende Parallelen auf zu einer Tat in Bietigheim-Bissingen. Dort wurde im April ein Boxer mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Die Polizei steht vor einem Rätsel.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Zwei Morde auf offener Straße, bei beiden Opfern handelt es sich um Kickboxer, beide wurden nachts vor ihren Wohnungen mit mehreren Schüssen niedergestreckt – die Parallelen zwischen dem vor wenigen Tagen verübten Verbrechen in Neu-Ulm und dem tödlichen Angriff im April in Bietigheim-Bissingen sind frappierend. Die Kriminalpolizei in beiden Städten prüft nun, ob es sich dabei nur um einen Zufall handelt – oder ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen zwei Taten gibt, die mehr als sieben Monate und 120 Kilometer auseinander liegen.

 

„Wir schließen eine Verbindung nicht aus“, sagt Tatjana Wimmer, die Sprecherin des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. „Wir ermitteln in alle Richtungen und stehen dabei auch in Kontakt mit den Kollegen in Ludwigsburg“, erklärt Jürgen Krautwald, der Sprecher des für Neu-Ulm zuständigen Präsidiums in Kempten. Sicher ist derzeit allerdings nur: Der oder die Täter sind auf der Flucht, eine heiße Spur gibt es nicht, weder in Neu-Ulm noch in Bietigheim-Bissingen.

Dort war am 12. April ein 35 Jahre alter Mann unweit seines Wohnhauses in der Wolf-Hirth-Straße von einem Unbekannten erschossen worden. Der Schütze flüchtete zu Fuß und konnte trotz groß angelegter Fahndung entkommen. Die Polizei gründete daraufhin eine 45-köpfige Sonderkommission, warb mit Plakataktionen um Zeugen, schaltete ein Hinweistelefon, die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung in Höhe von 10  000 Euro aus. Genutzt hat es bisher nichts. „Wir haben viele Hinweise erhalten, aber keiner davon hat zum Erfolg geführt“, sagt Wimmer.

Beide Mordopfer waren Kampfsportler und wurden mit mehreren Schüssen niedergestreckt

Bei dem Mordopfer handelte es sich um den Betreiber einer Kampfsportschule in Stuttgart, der Mann war selbst ein erfolgreicher Boxer und im Jahr 2004 Weltmeister im Kickboxen. Die Soko ist inzwischen aufgelöst worden, aber die Polizei ermittelt weiter. Man hoffe, so Tatjana Wimmer, dass sich angesichts der Ereignisse in Neu-Ulm neue Ansätze ergeben.

Dort ist am Freitagabend ein 37 Jahre alter Mann erschossen worden, der ebenfalls äußerst erfolgreich in der Kickboxszene aktiv war. Der Tatort: die Straße vor dem Hochhaus, in dem das Opfer wohnte. Wie in Bietigheim-Bissingen gelang dem Täter die Flucht. Das Polizeipräsidium hat ebenfalls eine Sonderkommission ins Leben gerufen und diese gerade von anfangs 15 auf 25 Ermittler aufgestockt.

Die mysteriösen Taten werden womöglich bald im Fernsehen vorgestellt

Zu den auffälligen Parallelen zwischen den Taten äußert man sich in Bayern äußerst zurückhaltend. „Wir wollen keine Spekulationen befeuern“, sagt Krautwald. Natürlich prüfe man mögliche Verbindungen, wenn es zuvor einen „ähnlich gelagerten Fall gegeben hat“. Aber es sei durchaus denkbar, dass die Hintergründe nichts mit dem beruflichen Milieu zu tun haben, in dem sich das Opfer bewegte. „Es könnte sich stattdessen auch um eine rein persönliche Geschichte gehandelt haben.“ Ein Fokus der Ermittlungen liege daher auf dem privaten, ein anderer auf dem beruflichen Umfeld des 37-Jährigen. Nach der Tat seien rund 50 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die man nun abarbeite. „Wir haben gute Ansätze, aber noch keine konkrete Spur.“

Sollte sich das nicht ändern, könnte die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ eine Option sein. In Ludwigsburg hat man bereits erwogen, den mysteriösen Fall einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, um an weitere Hinweise zu gelangen. Jetzt will man in der Barockstadt aber zunächst abwarten, ob sich aus der Zusammenarbeit mit der Kripo in Bayern weitere Erkenntnisse ergeben. „Momentan wäre es noch zu früh, um mit diesen Fällen ins Fernsehen zu gehen“, sagt Tatjana Wimmer.