Nach dem Abschuss eines russischen Jets durch türkische Streitkräfte im Grenzgebiet zu Syrien verschärft Wladimir Putin den Ton: Er verhängt Sanktionen gegen die Türkei.

Moskau - Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach dem Abschuss eines Kampfflugzeugs seiner Luftwaffe durch die Türkei Sanktionen gegen das Land angeordnet. Ein entsprechender Erlass wurde am Samstag auf der Webseite des Kremls veröffentlicht - wenige Stunden, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erstmals öffentlich Bedauern und Trauer über den Zwischenfall im syrisch-türkischen Grenzgebiet vom Dienstag ausdrückte.

 

Putin verfügte ein Importverbot für einige Waren, ohne diese allerdings zu benennen. Zudem wird ein Ende von Charter-Flügen von Russland in die Türkei verlangt und Reisebüros werden aufgefordert, keine Pauschalreisen mehr in die Türkei anzubieten. Arbeitsverträge mit türkischen Beschäftigten in Russland dürfen nicht mehr verlängert werden.

Erdogan sagte vier Tage nach dem Abschuss in der westtürkischen Stadt Balikesir, er sei deswegen „aufrichtig traurig“. „Wir wünschten, es wäre nicht geschehen, aber es ist geschehen. Ich hoffe, dass sich etwas Ähnliches nicht noch einmal zuträgt.“ Türkische Abfangjäger hatten das russische Kampfflugzeug abgeschossen, weil es den türkischen Luftraum verletzt haben soll. Russland hatte hingegen erklärt, der Jet sei nur über syrischem Gebiet geflogen und der Abschuss sei eine vorsätzliche Provokation gewesen.

Beziehungen auf dem Tiefpunkt

Die Beziehungen beider Länder waren seitdem bereits vor dem Sanktionserlass Putins auf einem Tiefpunkt: Moskau stationierte ein Luftabwehrsystem in Syrien, schränkte den Reiseverkehr mit der Türkei ein, ließ Hunderte türkischer Lkw an seiner Grenze stranden und beschlagnahmte im großen Stil türkische Lebensmittelimporte. Erdogan sagte vor Anhängern in Balikesir, ein Treffen mit Putin am Rande des Pariser Weltklimagipfels in der kommenden Woche wäre eine gute Gelegenheit, die Spannungen auszuräumen. Keine Seite sollte eine Eskalation der Lage zulassen, die zerstörerische und „traurige Konsequenzen“ haben würde. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sprach sich ebenfalls für ein Treffen zwischen Erdogan und Putin in Paris aus. „In solchen Situationen ist es wichtig, die Kommunikationskanäle offen zu halten“, sagte er.

Erdogan verteidigte aber auch erneut das Vorgehen der Türkei, bevor er sein Bedauern über den Abschuss ausdrückte. „Wenn wir es erlauben, dass unsere souveränen Rechte verletzt werden, wird unser Territorium nicht länger mehr unser Territorium sein“ sagte er.

Kurz vorher hatte das türkische Außenministerium eine Reisewarnung für Russland veröffentlicht und Türken aufgefordert, nicht unbedingt notwendige Reisen zu verschieben. Am Freitag hatte Russland angekündigt, Türken ab 1. Januar nicht mehr ohne Visum einreisen zu lassen. Putin hatte den Abschuss als „heimtückischen Stich in den Rücken“ verurteilt und erklärt, das russische Kampfflugzeug sei in Verletzung internationalen Rechts über syrischem Gebiet abgeschossen worden. Er hat sich geweigert, Telefonanrufe Erdogans anzunehmen. Sein außenpolitischer Berater Juri Uschakow begründete das am Freitag damit, „dass wir keine Bereitschaft der Türkei gesehen haben, eine einfache Entschuldigung für den Flugzeugzwischenfall auszusprechen“. Der Kreml habe Erdogans Wunsch nach einem Treffen zur Kenntnis genommen, sagte Uschakow. Ob es zustande kommen könne, wollte er nicht sagen.