Einen Tag nach dem Amokalarm an einer Esslinger Schule läuft in den Bildungseinrichtungen wieder Normalbetrieb. Die Polizei rechtfertigt ihren Großeinsatz und spricht von einer Gefahrenlage.

Esslingen - Am Tag nach dem Amokalarm in der Esslinger Friedrich-Ebert-Schule ist die Polizei laut ihres Sprechers Christian Wörner zu ihrer „normalen Routinearbeit“ übergegangen. Nach den Befragungen der Zeugen gingen die Ermittler allerdings davon aus, „dass da etwas war“, sagt Wörner. Die Schüler, die den Mann mit der schwarzen, im Gürtel steckenden Pistole gemeldet hatten, hätten in ihren Aussagen bei der Polizei einen „glaubwürdigen Eindruck“ hinterlassen.

 

Die Polizei suche deshalb nach wie vor nach einem 17 bis 19 Jahre alten und 1,75 bis 1,80 Meter großen Mann mit Dreitagebart, der – bekleidet mit einem blauen T-Shirt und knielangen, beigefarbenen Hosen – die Schule betreten habe. Die intensive Fahndung vom Montag sei inzwischen zwar eingestellt, sagt Wörner, „aber jeder Polizist im Raum Esslingen hat diese Personenbeschreibung“.

Für eine spezielle Bewachung der Schule am Tag nach dem Alarm sieht die Polizei Wörner zufolge keinen Anlass. Doch Beamte seien „im Rahmen der Streifentätigkeit“ dort präsent. „Wir haben schon ein Auge auf die Schule.“

Rund 24 Stunden nach dem Amokalarm an der Friedrich-Ebert-Schule in Esslingen herrscht weitgehend wieder Normalbetrieb an der Berufsschule. Vereinzelt seien Schüler nicht zum Unterricht erschienen, aber „die Stimmung ist gut“, betont der Rektor Erhard Hofmeister. Der Unterricht finde an der Friedrich-Ebert-Schule planmäßig statt, es gebe keine Ausfälle aufgrund des Alarms. Wo am Montag die Polizei das Gelände noch großräumig abgesperrt hatte, schlendern jetzt wieder Schüler auf dem Weg zu ihren Klassen oder in die Pause. Gegen 10 Uhr haben sich Schüler mit ihrem Lehrer zum Unterricht im Hof der Friedrich-Ebert-Schule niedergelassen. Es scheint alles wieder wie gewohnt zu laufen. Der Lehrer bestätigt diese Vermutung, einige Schülerinnen kichern.

Indessen sind sich die mit dem Fall befassten Ermittler der Krimi nalpolizei ziemlich sicher, dass der tatverdächtige junge Mann am Montag mit einem Motorrad zur Schule gekommen sei, und diese auch wieder mit dem Zweirad verlassen habe. Eine konkrete Beschreibung dieses Fahrzeugs gebe es hingegen nicht. Die Polizei ist zudem überzeugt, dass die Schule mit dem Auslösen des Amokalarms „völlig richtig reagiert“ hat.

„Anspannung ist zu spüren“

Dieser Ansicht ist auch Peter Keck, der Sprecher des Esslinger Landratsamts, welches der Träger der Schule ist. Ein Vertreter der Behörde, der vor Ort gewesen sei, habe von einem „zügigen und geordneten Einsatz“ berichtet. Freilich sei auch am Montagabend bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Käthe-Kollwitz-Schule und des Landkreises der Amokalarm ein Thema gewesen, und es sei noch „eine gewisse Anspannung zu spüren“ gewesen, berichtet Peter Keck. Aber aus Sicht der Kreisbehörde sei es unstrittig, „dass man in solchen Gefahrensituationen konsequent handelt“.

Mit einem gewissen unguten Gefühl und Grummeln sei sie heute zur Arbeit an der Schule gekommen, gibt Elke Bechtle vom Schulsekretariat zu. Das sei nach so einem Großeinsatz wohl auch nicht ungewöhnlich, meint die Frau. Sorgen mache Sie sich jedoch keine.

Auch beim benachbarten Städtischen Kindergarten ist die Leiterin Hannelore Maier froh, dass einen Tag nach dem Alarm wieder alles wie gewohnt und vor allem ruhig ablaufe: „Das war eine große Aufregung, als der Alarm ausgelöst wurde. Die Kinder haben davon jedoch nichts mitbekommen. Wir sind vom Garten in die Räume gegangen, haben Fenster und Türen geschlossen und die Rollläden heruntergelassen.

Ein Rettungswagen stand im Garten und der Polizeihubschrauber kreiste über uns. Den Kindern haben wir jedoch gesagt, dass es sich um eine Übung handelt. Niemand musste Angst haben“, so Hannelore Maier. Am Dienstagmorgen seien alle Kinder wieder erschienen und der Kindergartenbetrieb laufe wie an anderen ruhigen Tagen normal ab, so die Leiterin des Kindergartens.