Ein Stuttgarter Gymnasium hat eine geplante Multi-Kulti-Feier abgesagt – weil im Netz Empörung über die alternative Weihnachtsfeier geschürt wurde. Die Schule habe sogar bedrohliche Anrufe und Emails erhalten, sagt ein Sprecher des Regierungspräsidiums.

Stuttgart - Eigentlich sollte es ein fröhliches Fest zum Abschluss des Jahres werden, doch die geplante „Multikulturelle Feier zum Fest der Werte“ des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums in Bad Cannstatt findet nun nicht statt. Der Grund: nach einem regelrechten Shitstorm im Internet hat sich die Schule entschieden, ihre Feier aus Sicherheitsgründen abzusagen, sagt Clemens Homoth-Kuhs, Sprecher des Regierungspräsidiums in Stuttgart.

 

Mit dem Multi-Kulti-Fest anstelle einer Weihnachtsfeier sollte die kulturelle und religiöse Vielfalt der Schule – hier lernen Kinder aus 23 Nationen – gewürdigt werden. „Die Schule wollte damit etwas Besonderes bieten“, sagt Homoth-Kuhs. Und es sei auch völlig legitim, ein solches Fest anstelle einer Weihnachtsfeier zu veranstalten. „Das ist Sache der Schule.“

Dagegen jedoch liefen viele Internetnutzer Sturm, nachdem auf „rechtslastigen Internetseiten“ darüber berichtet worden war. Auf der Webseite „Politically Incorrect“ (pi-news) beispielsweise, die sich unter anderem das Motto „Gegen die Islamisierung Europas“ auf die Fahnen geschrieben hat, findet sich ein Beitrag vom 15. Dezember zu der geplanten Feier des Gymnasiums – samt Abbildung des Einladungsbriefes der Schule an die Eltern. „Die Abschaffung bewährter und schöner Traditionen treibt in Deutschland mitunter wundersame Blüten“, heißt es etwa in dem Artikel. Darunter: ein Foto der Schulleiterin Verena König und deren Kontaktdaten.

Mehr als 100 Kommentare

Dort machen auch viele Nutzer ihrem Unmut über die multikulturelle Feier Luft. Mehr als 100 Kommentare haben sie zu dem PI-Artikel abgegeben. „Das „Produkt Schule“ muss sich halt seiner Klientel aus dem ‚Orient’ immer mehr anpassen um attraktiv zu bleiben“, schreibt einer. Und ein anderer meint: „Das ist eine Schändung von Weihnachten.“

Die Schule erhielt zahlreiche empörte Anrufe und Mails, sagt Homoth-Kuhs. „Es wurde eine regelrechte Drohkulisse aufgebaut.“ Deshalb hatte die Schulleitung die Befürchtung, dass es am Tag der Feier zu Aktionen kommen könnte. Ob diese berechtigt sei, könne er zwar nicht sagen. Aber: „Wir unterstützen die Schule“. Deshalb wurde das Fest abgesagt.

Diese Entscheidung stößt nicht bei allen auf Zustimmung. „Das ist eine zwiespältige Sache“, sagt der Vater einer Schülerin des Gymnasiums, der seinen Namen lieber nicht in diesem Artikel lesen möchte. Einerseits müsse man natürlich die Kinder schützen. Andererseits sei es ein verheerendes Signal, wenn man einer solchen Gruppierung nachgebe. „Deren Rechnung ist doch jetzt aufgegangen. Ich finde das unerträglich.“

Das Regierungspräsidium hat die Polizei gebeten, ein Auge auf die Angelegenheit zu haben. Damit wolle man auch ein Zeichen setzen. „Man darf eine Schule auf keinen Fall so attackieren,“, sagt Homoth-Kuhs.