Der Gesamtbetriebsratschef von Daimler, Michael Brecht,erwartet von Wolfgang Bernhards Nachfolger eine Weiterentwicklung des Geschäftssystems.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Die Lkw-Sparte von Daimler befindet sich mitten im Umbruch. Nach Ansicht vieler Mitarbeiter verlässt Spartenchef Wolfgang Bernhard den Konzern daher nun zur Unzeit.

 
Herr Brecht, wie haben Sie die Nachricht über Bernhards Weggang aufgenommen?
Wir waren völlig überrascht von der persönlichen Entscheidung von Wolfgang Bernhard. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass sein Vertrag verlängert wird, und wir hätten dem auch zugestimmt.
Warum – Sie hatten doch auch Ihre Schwierigkeiten mit ihm?
Daimler Trucks befindet sich gerade in einem tiefgreifenden Transformationsprozess und gleichzeitig haben wir mit schwierigen Entwicklungen auf den Lkw-Kernmärkten zu kämpfen. Da wäre Kontinuität in der Führung schon hilfreich und wichtig – diese wollten wir gewährleisten.
Und nun liegt Ihre ganze Hoffnung auf einem internen Nachfolger?
Wie gesagt, wir bedauern es, dass die Kontinuität, die wir uns gewünscht hätten, nun zumindest personell nicht gewährleistet werden kann. Gleichzeitig haben wir tatsächlich intern genügend gute Leute, die jetzt das Steuer übernehmen können und dann hoffentlich Kurs halten.
Wie kommen Sie bei der Umsetzung des neuen Sparprogramms „Stream“ voran?
Das Unternehmen hat ja bisher nur seine groben Zielsetzungen zu Stream formuliert. Konkrete Maßnahmen, zu denen das Unternehmen die Zustimmung des Betriebsrats braucht, sind uns bisher nicht vorgelegt worden.
Wo sind die roten Linien, die Bernhards Nachfolger im Hinblick auf die Sparmaßnahmen nicht überschreiten darf?
Das entspricht dem, was wir auch Wolfgang Bernhard gesagt haben: Wir haben eine gültige Vereinbarung zur Zukunftssicherung – Personal kann also ohnehin nur freiwillig und sozial verträglich abgebaut werden. Wir sind es auch leid, immer wieder jeden Stein in den Werken nach möglichen Kostensenkungen umzudrehen. Wir wollen für Daimler Trucks eine Vorwärtsstrategie. Kostenoptimieren kann jeder, aber das Geschäftssystem so weiterzuentwickeln, dass neue Kunden gewonnen und zusätzliche Umsätze generiert werden – das kann nicht jeder. Und genau das erwarten wir von Wolfgang Bernhards Nachfolger.