Der Chef des Stuttgarter Autobauers appelliert an die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Dieter Zetsche, Chef des Stuttgarter Autobauers Daimler, hat das Votum der Briten, die Europäische Union zu verlassen, bedauert: „Das ist kein guter Tag für Europa – und aus meiner Sicht erst recht nicht für Großbritannien“, sagte Zetsche. „Geografisch mag das Land eine Insel sein, politisch und ökonomisch ist es das nicht.“ Er appellierte er die verbleibenden EU-Mitgliedstaaten zusammenzuhalten: „Umso mehr kommt es jetzt darauf an, dass sich Europa nicht weiter auseinanderdividieren lässt.“ Für Daimler erwarte er keine unmittelbaren Effekte, so der Manager.

 

„Die Entscheidung der Briten fiel knapp aus. Dennoch: Jetzt muss Europa erst recht zusammenstehen, damit ein möglicher Dominoeffekt vermieden wird“, sagte auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Es muss alles getan werden, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen Großbritannien und den anderen EU-Ländern auch künftig zu ermöglichen. Auch nach dem ‚leave‘ überwiegen für Großbritannien die Vorteile des freien Warenverkehrs mit dem Kontinent.“

Er wies darauf hin, dass Großbritannien für die deutsche Automobilindustrie das weltweit größte Exportland ist. Im vergangenen Jahr wurden 810 000 Pkw, die in Deutschland vom Band liefen, nach Großbritannien ausgeführt. Der britische Pkw-Markt erreichte 2015 ein neues Rekordniveau mit einem Volumen von 2,6 Mio. Neuwagen. Jeder zweite davon (1,3 Mio.) zählt zu einer deutschen Konzernmarke.