Die Ursache des Oberleitungsschadens, der am Dienstag zu massiven Störungen der S-Bahn führte, ist noch nicht bekannt. Angesichts der vielen technischen Störungen intensiviert die Bahn ihr Instandhaltungsprogramm.

Stuttgart - Der S-Bahn-Ausfall am Dienstag hat auch am Tag danach die Fahrgäste beschäftigt. Im Mittelpunkt der Kritik stand neben der anhaltenden Unzuverlässigkeit die nach Meinung der Kunden mangelhafte Informationspolitik. „Eine Störung um kurz vor sieben morgens und noch immer fährt alles nur im Halbstundentakt. Eure App weiß davon aber nix. Danke mal wieder an den VVS fürs mir die Zeit stehlen“, postete ein Pendler auf der Facebook-Seite des Verbunds.

 

Nach dem Riss einer Oberleitung um 6.42 Uhr im Tunnel zwischen den Haltestellen Stuttgart-Vaihingen und Schwabstraße war die unterirdische Stammstrecke in Stuttgart am Dienstag bis gegen 9.15 Uhr komplett gesperrt gewesen. In dieser Zeit musste die Oberleitung geerdet und ein S-Bahnzug mit 300 Fahrgästen evakuiert werden. Danach war eine Fahrtrichtung nutzbar, bis um 14 Uhr war die Oberleitung repariert und der Tunnel wieder komplett befahrbar, die S-Bahnen fuhren bis Betriebsschluss nur im 30-Minunten-Takt. Warum die Oberleitung riss, stand auch am Mittwoch noch nicht fest. Zur Ursache könne er keine Angaben machen, sagte ein Bahnsprecher.

„Kein guter Tag für die S-Bahn-Fahrgäste“, resümierte Matthias Lieb, der Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der die Informationspolitik der Bahn kritisierte. Auch in unserer Redaktion meldeten sich Betroffene, die die angeblich fehlerhaften Hinweise an Haltestellen und auf der VVS-App bemängelten. „Da wird man von der Station im Tunnel hochgejagt zum Bahnsteig – und dann geht es wieder zurück“, sagte eine Leserin aus Waiblingen. Andere betonten, dass die Ausfälle und Verspätungen keine Kleinigkeiten darstellten. „Ich bin in der Probezeit – und jetzt schon zweimal zu spät zur Arbeit gekommen“. Es gibt aber trotz allem Ärger auch positive Stimmen. Tenor: Man sei früh über Internet und Rundfunk über die Störungen informiert worden und habe sein Fahrtziel, wenn auch deutlich verspätet und in überfüllten Zügen, erreicht.

Letzterem stimmt auch Lieb zu: „Der Ersatzfahrplan funktionierte einigermaßen, es herrschte jedoch ein Informationschaos bei den elektronischen Auskunftsmedien“. So seien die Anzeigen an den Bahnhöfen und die Auskunft im Internet oft unterschiedlich gewesen, was unter wartenden Fahrgästen, die auf der App nach Alternativen suchten, Verwirrung stiftete. „Es nützt wenig, wenn die Fahrplanauskunft die Fahrt anzeigt und daneben eine Störungsmeldung bringt“, benannte Lieb eine weitere Fehlerquelle. Die Fahrgäste wünschten sich konkrete Fahrplanauskünfte unter Berücksichtigung der Störung.

Was macht die Bahn?

Die Störung am Dienstag ist nur eine von vielen. Seit Jahren sinkt die Pünktlichkeit der S-Bahn. Auch wenn zuletzt die Zahl der verspäteten und ausgefallen Züge zurückging, hinkt die Bahn den mit dem Verband Region Stuttgart vertraglich festgelegten Zielwerten hinterher. Auf S-Bahn-Gipfeln – zuletzt am 13. April diesen Jahres – muss die Bahn deshalb die Regionalräte über Verbesserungsmaßnahmen informieren. Damals erklärte Christian Becker von der DB Netz, dass die Bahn in diesem Jahr in die Infrastruktur des S-Bahnnetzes rund 50 Millionen Euro investieren werde. In den vergangenen Jahren seien die Signaleinsätze an Hauptsignalanlagen getauscht und alle betriebswichtigen Weichen modernisiert worden. Momentan rüstet die Bahn nach den 17 Weichen im S-Bahntunnel alle 620 Weichen des S-Bahnnetzes mit einer Diagnostik aus, die frühzeitig mögliche Fehler feststellt und das automatisch ans Stellwerk meldet. Die Oberleitungen werden nach Angaben der Bahn regelmäßig geprüft. Dazu werden Spezialfahrzeuge eingesetzt. Wann dies zuletzt in dem Bereich geschah, wo jetzt der Riss auftrat, konnte die Bahn nicht sagen.

Was plant die Bahn?

Auf der Stammstrecke sind 2017 umfangreiche Instandhaltungsarbeiten geplant. Dafür wird der Tunnel an 30 Nächten von Montag, 22.45 Uhr, bis Dienstag, 4.30 Uhr, gesperrt. Neben der Reparatur spezieller Schwachstellen sind der Wechsel von Schienen und Weichengroßteilen, die Reinigung der Tunnelwände, die Inspektion und Wartung von Brandmeldern (die in der vergangenen Woche zweimal Fehlalarm auslösten) – und die Vollinspektion der Oberleitung vorgesehen.