Am Tag nach dem Ende der Sondierungen in Berlin nimmt der Bundespräsident die Parteien in die Pflicht: Scheitern gilt nicht – noch nicht.

Berlin - Als Frank-Walter Steinmeier am Montagmittag ans Rednerpult in Schloss Bellevue tritt, blickt er ernst durch seine dickrandige Brille. „Wer sich in Wahlen um politische Verantwortung bewirbt, der darf sich nicht drücken, wenn er sie in Händen hält“, sagt der Präsident streng. Vor vier Wochen sah es hier ganz anders aus. Da händigte er der Kanzlerin und ihren Ministern ihre Entlassungsurkunden aus. Es gab Dank für die Arbeit der großen Koalition und das eine oder andere Schulterklopfen. Einvernehmen herrschte zwischen dem höchsten Mann im Staat und der scheidenden Regierung.